Wolfgang Hilbert wurde am 5. Dezember 1951 in Leipzig geboren. Er war von Beruf Bergmann. 1972 lebte er weiterhin in Leipzig und arbeitete als Kraftfahrer beim VEB Stadtreinigung Leipzig. In diesem Jahr wurde er zweimal festgenommen, beide Male in Zusammenhang mit einem Grenzdelikt. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Hartmut Hilbert war er im Februar 1972 mit einem Leihwagen polnischen Kennzeichens in die ČSSR eingereist und am Grenzkontrollpunkt Halámky, an der tschechisch-österreichischen Grenze, festgesetzt worden. Bei der Befragung gaben sie an, eine Rundreise zu unternehmen und sich verfahren zu haben, woraufhin die Brüder entlassen und ausgewiesen wurden.
Am 1. Oktober 1972 versuchte Wolfgang Hilbert dann schwimmend über die Ostsee zu fliehen, um sich einer gerichtlichen Strafe wegen des Widerstands gegen staatliche Maßnahmen zu entziehen. Gegen 23:10 Uhr wurde er im Ostseebad Boltenhagen durch die DVP festgenommen und anschließend vernommen. Hier schilderte er, dass er am 29. September in Leipzig aufgebrochen war und sich mit dem Zug zunächst nach Berlin, dann weiter nach Wismar und von dort mit dem Bus nach Boltenhagen begeben hatte. Er übernachtete einmal auf einem Bahnhof, ein anderes Mal in einer Zimmervermietung. In Berlin hatte er sich eine komplette Taucherausrüstung (Taucheranzug, Taucherbrille, Schnorchel, Flossen und Unterwasserkompass) im Wert von 809 Mark besorgt. Diese versteckte er bis zum Abend in einem Waldgebiet in Boltenhagen. Als er damit ins Wasser ging, bemerkte er, dass der Taucheranzug undicht war. Er gab seinen Fluchtplan auf und wurde bei der Rückkehr zu seinen abgelegten Sachen festegnommen. Gegen Wolfgang Hilbert wurde Haftbefehl gemäß § 213 StGB erlassen und er wurde in eine Untersuchungshaftanstalt eingeliefert.
Die nächste Spur reicht ins Jahr 1975. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat er erneut versucht – diesmal wieder zusammen mit seinem Bruder Hartmut – die DDR zu verlassen. Vermutlich sind die beiden am 28. Juli 1975 von Karlshagen (Usedom) aus mit Hilfe eines Faltboots abgelandet. Der 23-jährige und sein 22-jähriger Bruder sind bei diesem Fluchtversuch ums Leben gekommen sind, soviel ist inzwischen gewiss.
Seit dem Sommer 1975 waren die Brüder verschollen und galten auch in den 1990er Jahren noch als Vermisstenfälle. Auf einer Liste der ZERV zu „Ostseefällen“ finden sich die Angaben „Flucht“, „Faltboot“ und „Tatort Karlshagen“. In Dokumenten von Christine Vogt-Müller aus dem Jahr 1992 ist unter dem Stichwort „Familie Hilbert“ der Hinweis notiert, dass „2 Söhne ertrunken“ seien.
Ein aktueller Fund aus dem Landesarchiv Greifswald in den Tagesrapporten der BDVP Rostock kann möglicherweise belegen, dass die Leichen der beiden Brüder am 8. August 1975 in der Ostsee vor Karlshagen bzw. vor Sassnitz gefunden wurden: Um 5:00 Uhr wurde der Leichnam eines 25 bis 45-jährigen Mannes, der nur mit einer Badehose bekleidet war, von Angehörigen der NVA querab von Karlshagen geborgen. Die Todesursache lautete „vermutlich Ertrinken“. Um 11:20 Uhr sichtete ein Kutter der FPG Saßnitz auf der Reede vor Sassnitz dann ebenfalls eine männliche Leiche, die auf 25 bis 30 Jahre geschätzt wurde und bekleidet war. Beide Personen lagen schon längere Zeit im Wasser.
Es spricht einiges dafür, dass die beiden Leichen die der Hilbert-Brüder waren. Stichhaltige Beweise liegen jedoch nicht vor. Dass die beiden gestorben sind, konnte in der Rechtsmedizin Greifswald bestätigt werden. Hier wurden Wolfgang und Hartmut Hilbert auch obduziert. Jedoch fehlen die Sektionsprotokolle, die belegen können, dass es sich um die Leichenfunde vom 8. August handelt. Die Dokumente wurden damals von der Morduntersuchungs-kommission Rostock ausgeliehen und nicht wieder zurückgegeben.