Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Günter Kerski

geboren am 19. November 1935 in Osterode | ertrunken am 20. Juni 1956, aus der Elbe geborgen am 30. Juni 1956 | Ort des Vorfalls: nahe Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern)

In der Elbe bei Strachau, unweit von Dömitz, wurde am 30. Juni 1956 eine Wasserleiche entdeckt. Wie sich bald herausstellte, handelte es sich um den Grenzpolizisten Günter Kerski vom Kommando Wilkenstorf der Kommandantur Dömitz.

Günter Kerski kam am 16. April 1956 zur Deutschen Grenzpolizei und wurde als Posten dem Kommando Wilkenstorf (Kommandantur Dömitz) der Grenzbereitschaft Grabow zugeteilt. Kerski war Mitglied der FDJ und der SED. Er wohnte in Wittenberge, nur 40 Kilometer entfernt vom Standort des Kommandos, bei seinen Eltern. Mit ihnen war er aus seinem Geburtsort, dem Harzstädtchen Osterode, dorthin gezogen.

Am Abend des 20. Juni 1956, gegen 21.30 Uhr, kehrte ein Lastkraftwagen mit einigen Grenzpolizisten auf der Ladefläche von einer Kulturfahrt zurück. Unter ihnen befand sich auch Günter Kerski, der während der Fahrt in fröhlicher Runde mit seinen Kollegen dem Alkohol zugesprochen hatte. An jenem Abend wurde er letztmalig gegen 22 Uhr im Waschraum des Kommandos gesehen.

Als kurze Zeit später sein Fehlen festgestellt wurde, kam sogleich der Verdacht einer Desertion auf. Das Kommando löste Alarm aus und setzte mehrere Suchgruppen in Marsch. Man fand auf dem Elbdeich ein Handtuch Günter Kerskis, sonst aber keine Spur. Zehn Tage später, am 30. Juni 1956, trieb in der Elbe bei Strachau eine Wasserleiche. Sie wurde unweit von Dömitz geborgen und als Günter Kerski identifiziert. Die Grenzpolizei stellte in ihren internen Meldungen Kerskis Tod nun als Unfall und Folge des Alkoholgenusses auf der Rückfahrt von dem Kulturausflug dar. Doch vielleicht fühlte sich der 20-Jährige den Anforderungen und dem Druck in der Grenzpolizei, der er erst seit knapp zwei Monaten angehörte, nicht gewachsen oder sehnte sich nach einem Neuanfang in seiner ursprünglichen Heimat im westlichen Harz.

Autorin:
MP
Recherche:
jk, MP, TP
Quellen:
  • DGP: Tagesrapporte Juni 1956. BArch Freiburg, DVH 27/130362.
  • MfS: Karteikarte Günter Kerski. BStU, MfS, HA I/Abw. GKN-VSH.
  • MfS: Desertionen 1956. BStU, MfS, HA I, Nr. 16543, Bd. 1.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Kerski, Günter
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
19. November 1935
Geburtsort
Osterode
Letzter Wohnort
Wittenberge
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Mecklenburg-Vorpommern
Ort des Vorfalls
nahe Dömitz
Todesursache
Ertrinken
Datum des Vorfalls
20. Juni 1956
Ergänzendes Datum
30. Juni 1956
Todesalter
20
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
Weitere Todes- und Verdachtsfälle
Personengruppe
Grenzpersonal / DDR
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