Manfred Kerbstat wuchs in der mecklenburgischen Gemeinde als ältestes von vier Geschwistern auf. Nach dem Abschluss der 8. Klasse absolvierte er eine Lehre zum Maurer in der Zwischenbetrieblichen Bauorganisation (ZBO) Grevesmühlen. Seine sechs Jahre jüngere Schwester charakterisiert ihren Bruder Manfred als einen ruhigen, lieben Familienmenschen, der mitunter auch ernst und in sich gekehrt war. Er war fleißig und half viel zu Hause mit. So baute er auf dem elterlichen Grundstück eigenhändig eine Garage. In seiner Freizeit fuhr er gern mit seinem Motorrad durch die Umgebung.
Manfred Kerbstat sträubte sich sehr gegen den Wehrdienst bei der Armee. Vor allem konnte er sich keine längerfristige Verpflichtung vorstellen. Ob dies die Fluchtabsichten, die er hegte, mitbegründete, lässt sich nicht rekonstruieren. In den Abendstunden des 11. Februar 1968 setzte er diese Absichten in die Tat um und machte sich zusammen mit seinem Arbeitskollegen Hans-Georg Steinhagen auf den Weg in Richtung Grenze. Auf Luftmatratzen wollten sie die Pötenitzer Wiek überqueren und zum westdeutschen Ufer gelangen – ein großes Wagnis angesichts der winterlichen Temperaturen.
Am 12. Februar 1968, gegen 10.30 Uhr, entdeckte eine Streife des Bundesgrenzschutzes am Travemünder Strand eine Person, die auf einer Luftmatratze im Wasser trieb. Es handelte sich um den 18-jährigen Manfred Kerbstat. Nach der Bergung konnte nur noch sein Tod durch Unterkühlung festgestellt werden. Für die Behörden stellte sich erst einige Tage später heraus, dass Kerbstat nicht alleine die Flucht gewagt hatte. Sein Kollege Hans-Georg Steinhagen wurde am 17. Februar 1968 ebenfalls tot geborgen. Das Volkspolizeikreisamt (VPKA) Grevesmühlen ermittelte unterdessen in seinen ersten Untersuchungen, dass Manfred Kerbstat und Hans-Georg Steinhagen am Vorabend des Unglückstages noch einmal Steinhagens Wohnung aufsuchten. Er hinterließ dort eine Nachricht an seine Mutter: „Liebe Mutti, ich war hier. Bin wieder weg. Gruß Hans-Georg.“ Den DDR-Ermittlern blieb unerklärlich, dass sie keinerlei Spuren auf dem Kontrollstreifen am Ufer der Pötenitzer Wiek finden konnten.
Manfred Kerbstats Sarg wurde am 15. Februar 1968 über den Grenzübergang Lübeck-Schlutup in die DDR gebracht. An der Beerdigung nahmen viele Freunde, Bekannte und Einwohner seines Heimatortes teil.
Siehe ergänzend zu diesem Fall die Biografie von Hans-Georg Steinhagen.