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Biografisches Handbuch

Manfred Brandt

geboren am 31. Januar 1945 in Boizenburg/Elbe | ertrunken am 1. Juli 1966 | Ort des Vorfalls: Elbe bei Boizenburg (Mecklenburg-Vorpommern)
Der Traktorist aus Boizenburg ertrank bei einem Fluchtversuch in der Elbe.

Von 1951 bis 1960 besuchte Manfred Brandt in seinem Heimatort Boizenburg die Schule. Er trug den Geburtsnamen seiner Mutter, deren Ehemann 1943 laut Geburtsurkunde „auf dem östlichen Kriegsschauplatz“ gefallen war. Manfred Brandt verließ nach der 7. Klasse die Schule und arbeitete zunächst auf dem elterlichen Hof mit. Seit 1962 absolvierte er in der LPG Metlitz/Schwartow eine Ausbildung als Traktorist. In seiner Freizeit beschäftigte er sich gerne mit seinem Motorrad, schraubte an der Maschine herum und unternahm kleine Ausflüge in die Umgebung. Warum sich der 21-Jährige zur Flucht aus der DDR entschied, lässt sich auf der Grundlage der vorhandenen Überlieferungen nur vermuten.

Das Volkspolizeikreisamt Hagenow charakterisierte ihn als ehrlichen jungen Mann, der aber temperamentvoll und leicht aufbrausend sei. In der Brigade werde er seinen Aufgaben gerecht, trete aber gesellschaftlich nicht in Erscheinung. Die Volkspolizei befasste sich mit Manfred Brandt wegen einer Schlägerei mit einem LPG-Bauern. Der Mann hatte ihn angezeigt, weil Brandt nach einem Umtrunk mit anderen Jugendlichen auf sein Motorrad stieg und davonfuhr, obwohl er Alkohol getrunken hatte. Brandt stellte den Bauern am Tag nach seiner volkspolizeilichen Vernehmung zur Rede und schlug ihn im Verlauf einer kurzen Rangelei nieder. Wegen einer Platzwunde am Kopf ließ sich der Bauer für zwölf Tage von der LPG beurlauben. Brandt rechnete damit, für den Arbeitsausfall zahlen zu müssen, denn das Volkspolizeiprotokoll hielt abschließend fest: „Durch seine Handlungsweise wurde der Genossenschaft eine Arbeitskraft für 12 Tage entzogen.“ Vielleicht löste die erwartete Strafe seinen Entschluss aus, die DDR zu verlassen. Bereits seit April hatten die Eltern ihren Sohn Manfred nicht mehr gesehen. Da sie annahmen, er habe sich einem Schausteller angeschlossen, mit dem er über Land fahre, erstatten sie keine Vermisstenanzeige.

Bevor Manfred Brandt nachts in die Elbe stieg, legte er seine Kleidung ab. In den frühen Morgenstunden des 1. Juli 1966 fand man seine Leiche am Buhnenkopf bei Elbkilometer 566,1. Wie aus einem Bericht des Hauptzollamtes Lüneburg an die Oberfinanzdirektion in Hannover hervorgeht, trug der Tote in einer wasserdichten Hülle seine wichtigsten Personaldokumente, einen Wehrpass, mehrere Fotografien und ein kleines Adressenverzeichnis bei sich. Die Leiche Manfred Brandts wies keine äußeren Verletzungen auf. Die Berliner Morgenpost berichtete am 2. Juli 1966 von dem missglückten Fluchtversuch eines 21-jährigen Traktoristen, der bei dem Versuch, die Elbe zu durchschwimmen, ertrank.


Biografie von Manfred Brandt, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/149-manfred-brandt/, Letzter Zugriff: 28.03.2024