Erich Christian Friedrich Bebensee kam in Kiel zur Welt. Anfang der 1950er Jahre trennte er sich von seiner ersten Frau und zog in die DDR. Der Landwirt hatte drei Stiefkinder, einen leiblichen Sohn mit seiner Ehefrau und nach seinem Umzug in die DDR einen weiteren Sohn mit einer Ortsansässigen im thüringischen Altenburger Land.
Vielleicht wollte der 32-Jährige am 23. Juli 1956 nur seine Familienangehörigen in der Bundesrepublik besuchen und fasste deshalb den Entschluss, in den frühen Morgenstunden bei der Ortschaft Selmsdorf über die Grenze zu gelangen. Kurz bevor er diese erreichte, begegnete er einem Traktorfahrer, dem er sich gutgläubig anvertraute und den er nach dem günstigsten Grenzübergang fragte. Der Traktorist zeigte dies sogleich dem Grenzkommando an, woraufhin zwei alarmierte Volkspolizisten Bebensee im Grenzgebiet entdeckten und seine Verfolgung aufnahmen. Als er nicht stehenblieb und in Richtung Lübeck-Schlutup zur Grenze lief, gaben sie aus etwa 150 Metern Entfernung mehrere Schüsse auf ihn ab.
Auf der Westseite vernahm der Zollassistent Hans M., der sich gegen 6.40 Uhr auf seinem Streifendienst befand, die Schüsse und begab sich mit seinem Fahrrad zum Gemeindehaus von Schlutup. Von dort aus konnte er mit seinem Fernglas das Geschehen gut beobachten. Als der Flüchtende bereits den Zehn-Meter-Kontrollstreifen erreicht hatte, versuchten ihm zwei weitere DDR-Grenzpolizisten, die von einem Beobachtungsturm herbeigeeilt kamen, den Weg abzuschneiden. Seine Verfolger im Blick, blieb Erich Bebensee plötzlich stehen, entkleidete sich und sprang ins Wasser der Schlutuper Wiek. Als die Grenzer das Ufer erreichten, gaben sie weitere Schüsse aus Karabinern und einer Maschinenpistole auf den Flüchtenden ab. Der rief in Richtung eines gerade auslaufenden westdeutschen Fischkutters um Hilfe. Zollassistent M. konnte noch erkennen, wie neben dem schwimmenden Flüchtling die Kugeln ins Wasser einschlugen, dann versank der Mann in der Schlutuper Wiek. Er befand sich in diesem Moment bereits etwa 50 Meter auf westdeutschem Hoheitsgebiet, da die innerdeutsche Grenze entlang des östlichen Ufers der Schlutuper Wiek verlief und das Gewässer selbst somit nicht mehr zur DDR gehörte. Der Zollassistent M. konnte zudem beobachteten, wie sich zwei Volkspolizisten entkleideten und ins Wasser stiegen. Sie bargen wenig später einen leblosen Körper und brachten ihn ans Ufer. Gegen 7.30 Uhr erschienen dort mehrere Grenzpolizeioffiziere. Einer von ihnen protokollierte offenbar den Vorfall. Danach packten vier Polizisten den am Boden liegenden leblosen Körper an Armen und Beinen und trugen ihn in ein nahegelegenes Fabrikgebäude. Wie sich später herausstellte, war der tödliche Schuss in den Nacken des Flüchtenden eingedrungen und an der Kinnspitze wieder ausgetreten. Die Bestattung von Erich Bebensee erfolgte in Selmsdorf.