Herbert Walter Theodor Muhs wuchs in Dummersdorf, einem Ortsteil von Lübeck, westlich der Trave auf. Gegenüber dem Dummersdorfer Ufer mit seiner Steilküste liegt das östliche Selmsdorfer Ufer. Eine Landzunge trennt dort die Große von der Kleinen Holzwiek. Das östliche Ufer lag damals nur 300 bis 400 Meter vom westlichen Ufer entfernt. Die Kinder aus der näheren Umgebung kamen häufig zum Spielen und Baden.
Nachdem der Vater von Herbert Muhs die Familie verlassen hatte, kümmerte sich seine Mutter allein um ihre sechs Kinder. Herbert half ihr als Drittältester so gut er konnte und sorgte für seine jüngeren Geschwister. Am Montag, dem 25. September 1950, trafen sich Herbert und sein elf Jahre jüngerer Bruder Ingo mit einem befreundeten Brüderpaar und aßen mit deren Familie zu Mittag. Anschließend machten sich die Jungen auf den Weg zum Dummersdorfer Ufer. Herbert Muhs hatte ein Einmannschlauchboot aus ehemaligen Luftwaffenbeständen auf den Gepäckträger seines Fahrrades geschnürt. Er hatte schon einige Male zuvor die Trave überquert, um auf der Ostseite bei Bauernhöfen in Selmsdorf oder Schönberg etwas Essbares zu besorgen. Das verkaufte er dann im Westen oder tauschte es gegen andere Waren ein. An der Trave bliesen die Jungs das Schlauchboot auf. Als das Boot für die Überfahrt bereit war, äußerte Herbert Muhs gegenüber den Anderen, dass er Angst habe und eigentlich nicht mehr „rüber“ wolle. Aber der Gedanke an die Notlage der Familie muss dann doch sein mulmiges Gefühl überwogen haben. Sein Bruder und seine Freunde vereinbarten, vom westlichen Ufer aus die Überfahrt zu beobachten und ihn im Falle einer Gefahr durch lautes Pfeifen zu warnen. Herbert Muhs stieg in das etwa 1,50 Meter lange Schlauchboot. Als Paddel dienten ihm zwei entsprechend zurechtgesägte kurze Bretter. Für den geplanten Transport der Nahrungsmittel nahm er einen Sack mit. Am mecklenburgischen östlichen Ufer angekommen, zog er das Boot an Land und versteckte es im Buschwerk. Dann bewegte er sich vorsichtig in Richtung des nahe gelegenen Waldes. Nach nur wenigen Schritten sah er vier Uniformierte, die aus dem Wald direkt auf ihn zukamen. Sein Bruder Ingo und seine Freunde beobachteten vom westlichen Traveufer aus, wie er plötzlich umkehrte, das Schlauchboot ergriff und zurück zum Ufer rannte. Dabei verlor er seine Pudelmütze, die beiden Holzpaddel und der Sack fielen aus dem Boot. Am Wasser angekommen, warf er sich sofort der Länge nach ins Boot und paddelte mit den Händen los. Die ihn verfolgenden Grenzposten eröffneten augenblicklich das Feuer auf das Schlauchboot. Die Jugendlichen am westlichen Ufer warfen sich flach auf den Boden, um nicht getroffen zu werden. Herbert Muhs hatte sich, mit beiden Händen paddelnd, schon ein gutes Stück vom Ufer entfernt, als einer der Grenzposten niederkniete und gezielt auf ihn schoss. Von diesem Moment an rührte sich Herbert Muhs nicht mehr. Das Schlauchboot drehte leicht ab und trieb in Richtung Kleine Holzwiek. Durch die Schüsse aufmerksam geworden, beobachteten Arbeiter von einem Bergungsschiff aus das Geschehen. Sie befanden sich vor Ort, um mit schwerem Gerät ein im Krieg gesunkenes U-Boot zu heben. Vom Bergungsschiff aus steuerte dann eine kleine Barkasse mit einem Ruderboot im Schlepp langsam an das treibende Schlauchboot heran. An die Grenzposten gerichtet, die sie für sowjetische Soldaten hielten, rief die Bootsbesatzung: „Hallo Posten, hier getroffen, Kamerad tot!“ Doch vom östlichen Ufer erfolgte keine Reaktion, die DDR-Grenzpolizisten hatten sich bereits wieder in den Wald zurückgezogen. Die Barkasse schleppte das Schlauchboot zum Dummersdorfer Ufer. Den dort wartenden Freunden und dem Bruder von Herbert Muhs bot sich ein schrecklicher Anblick. Ingo Muhs sagte später aus: „Er lag auf dem Bauch, der Länge nach im Boot, Kopf und Füße lagen auf dem Wulst. Im Boot war alles voller Blut.“ Während kurz darauf ein Boot der Wasserschutzpolizei aus Schlutup und ein Arzt aus Dummersdorf eintrafen, eilte Ingo Muhs nach Hause, um seiner Mutter die schreckliche Nachricht zu überbringen. Wie die ärztliche Untersuchung der Leiche ergab, hatte das tödliche Geschoss Herbert Muhs in den Rücken getroffen und zu schweren inneren Verletzungen geführt.
Die Lübecker Nachrichten berichteten tags darauf, Augenzeugen hätten durch ein Fernglas beobachtet, dass sich die Grenzposten nach der Einstellung des Feuers zunächst Zigaretten anzündeten und dann im Wald verschwanden. Im Familien- und Freundeskreis von Herbert Muhs vermutete man, dass die DDR-Grenzer im Wald auf der Lauer lagen und ihn dort erwarteten, denn durch eine frühere Festnahme wusste die DDR-Grenzpolizei von seinen heimlichen Einkaufsfahrten über die Trave.
Die Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter registrierte den Todesfall erst im Oktober 1994 nach einer Anzeige aus dem Familienkreis. Die danach angestrengten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen liefen trotz intensiver Bemühungen ins Leere. Zeugenaufrufe in Presse und Fernsehen erbrachten keine weiterführenden Hinweise über die tatbeteiligten Grenzpolizisten.