Wie üblich hielt der Bus der Linie A 18 Grevesmühlen-Dassow-Schönberg-Selmsdorf bevor er ins Grenzgebiet einfuhr am Kontrollpunkt Luisenhof an. Zwei Volkspolizisten stiegen in den Bus und überprüften die Papiere der Reisenden. Dabei stellten sie fest, dass sich unter den Fahrgästen ein ČSSR-Bürger befand, dessen Pass keinen Eintrag enthielt, der ihn zum Aufenthalt im Sperrgebiet berechtigte. Es handelte sich um den Arzt Dr. Miloslav Varga aus Košice. Gearbeitet hatte er im dortigen Krankenhaus. Die Volkspolizisten nahmen ihn fest und brachten ihn in den Transitraum des Kontrollpunktes. Dort sollte eine erste Befragung ohne Dolmetscher erfolgen. Dr. Varga bat zunächst die Toilette aufsuchen zu dürfen. Ein Volkspolizist begleitete ihn und wartete vor der Toilettentür. Als er mit Varga in den Transitraum zurückkam, setzte sich der Festgenommene in einen Sessel. Kurz darauf sackte er in sich zusammen und verlor das Bewusstsein. Um 17.05 Uhr traf der herbeigerufene Krankenwagen ein. Bei der Untersuchung des Bewusstlosen fiel plötzlich ein Fahrtenmesser aus seiner Jacke. Der untersuchende Notarzt stellte eine Stichverletzung unter der linken Brustwarze fest. Während des Transports zum Krankenhaus Schönberg verschlechterte sich der Zustand von Dr. Varga rapide, sein Kreislauf brach nahezu zusammen, sodass der Notarzt einen Entlastungschnitt vornahm, um das im Herzbeutel befindliche Blut abfließen zu lassen. Die Herztätigkeit setzte daraufhin wieder ein. Nach der Einlieferung ins Krankenhaus wurden lebenserhaltende Maßnahmen eingeleitet. Diese blieben jedoch ohne Erfolg. Gegen 18.05 Uhr stellten die Ärzte den Tod von Miloslav Varga fest.
Bei der Durchsuchung seiner Habseligkeiten fand die Volkspolizei mehrere Fahrkarten Prag-Berlin, Meiningen-Eisenach und Erfurt-Berlin. Vargas Einreise in die DDR erfolgte am 21. März 1988 über den Grenzkontrollpunkt Bad Schandau. Im linken Stiefel des Verstorbenen fanden sich 6.500 Kronen, in der Innentasche des Jacketts die Scheide des Fahrtenmessers. Am 14. April 1988 kam Vargas Vater in die DDR, um mit dem Bestattungsinstitut Wismar die Formalitäten für die Beisetzung seines Sohnes zu erörtern. Das MfS befragte ihn zu den möglichen Motiven für einen Suizid seines Sohnes Miroslav. Der Vater erwähnte, es habe Unstimmigkeiten zwischen seinem Sohn und dessen Ehefrau gegeben. Für die von ihr eingereichte Ehescheidung sei für den 29. März 1988 bereits eine Terminfestsetzung erfolgt. Möglicherweise habe sein Sohn tief bewegt durch die familiären Probleme Suizid begangen. Er halte es für unwahrscheinlich, dass er in den Westen flüchten wollte. Sehr fraglich bleibt bei dieser Version des Geschehens, warum Miloslav Varga aus Košice in das nördliche DDR-Grenzgebiet einreisen wollte, um dort nach seiner Festnahme Suizid zu begehen?