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Biografisches Handbuch

Barbara (gen. Bärbel) Schütz

geboren am 6. November 1955 in Boizenburg/Elbe | ertrunken am 8. Dezember 1973, geborgen aus der Elbe bei Lauenburg (Schleswig-Holstein) am 12. Dezember 1973 | Ort des Vorfalls: Elbe nahe Sudemündung, Kreis Hagenow (Mecklenburg-Vorpommern)
BildunterschriftBarbara Schütz
BildquelleHamburger Abendblatt
Quelle: Hamburger Abendblatt
Am 8. Dezember 1973 gegen 22.00 Uhr meldete die Volkspolizei Schwerin, eine unbekannte Person mit Schuhgröße 37/38 habe bei der Sudemündung, Elb-Kilometer 557/Kreis Hagenow die Grenzanlagen überwunden.

Am 8. Dezember 1973 gegen 22 Uhr meldete die Volkspolizei Schwerin eine unbekannte Person mit Schuhgröße 37/38 habe bei der Sudemündung, Elbkilometer 557, im Kreis Hagenow die Grenzanlagen überwunden. Die unbekannte Person habe sich zur Tarnung in ein weißes Laken gehüllt. Am Grenzzaun waren Fasern des Lakens hängengeblieben. Am 12. Dezember 1973 meldete die Volkspolizei aus Schwerin der HA VII des MfS, dass es sich bei der Geflüchteten um Barbara Schütz, geboren am 6. November 1955 in Boizenburg, gehandelt habe. Sie wohnte in Besitz/Blücher, Kreis Hagenow, und hatte eine Nebenwohnung in Jena-Lobeda, wo sie sich als Feinoptiklehrling bei dem VEB Carl Zeiss Jena im Ausbildungsverhältnis befand. Im Bericht der Volkspolizei heißt es zum Fluchtmotiv von Barbara Schütz: „Sch. wollte ihrem Freund in die BRD folgen, der am 26.10.73 unges. die DDR verließ. Hatte Liebeskummer und schlechte Lernergebnisse im Lehrbetrieb.“ Gegen Barbara Schütz sei ein Ermittlungsverfahren mit Haftantrag eingeleitet worden, das Kommissariat II Hagenow hatte bereits eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Am 12. Dezember 1973 barg die Wasserschutzpolizei bei Lauenburg (Schleswig-Holstein) eine weibliche Wasserleiche aus der Elbe. Drei Tage später erschien in der Bild-Zeitung ein Bericht mit der Schlagzeile: „Schicksal im geteilten Land. Ein Mädchen floh aus Liebe – und ertrank in der Elbe“. Bärbel Schütz hatte versucht, zu ihrem Freund, dem Maurer Eckbert W. (20), zu gelangen, der im Oktober mit zwei Freunden erfolgreich an der gleichen Stelle die Elbe durchschwommen hatte. Bärbel Schütz trug bei ihrer Flucht durch die DDR-Grenzanlagen zur Tarnung ein weißes Polohemd über ihrem gefütterten dunkelblauen Anorak, da es an diesem Tag schneite. Sie rieb sich am ganzen Körper mit Handcreme ein, am Ufer ließ sie zwei leere Dosen davon zurück. Die Wassertemperatur lag an diesem Tag nur knapp über 0 °C.


Biografie von Barbara (gen. Bärbel) Schütz, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/198-barbara-gen-baerbel-schuetz/, Letzter Zugriff: 29.03.2024