Der 19-jährige Sowjetsoldat Waleri Kirjuchin stammte aus dem Dorf Poroschneje, Kreis Schipunowski, in der Region Altai. Er war gelernter Kraftfahrer und diente seit Oktober 1984 als Wachposten in der Garnison Nohra bei Weimar. Am 22. März 1985 desertierte er gegen 1 Uhr mit einem Geländewagen (UAZ 469) aus der Kaserne. Er nahm dabei seine MPi und 120 Schuss Munition mit. Im Bezirk Erfurt wurde daraufhin eine Großfahndung ausgelöst. Kirjuchin löste gegen 2.20 Uhr nahe der Grenzübergangsstelle Wartha bei Stedtfeld eine Alarmanlage aus, als er mit seinem Jeep in den Kontrollstreifen fuhr. Er wendete das Fahrzeug, um eine geeignetere Fluchtstelle zu finden. Nach einer Irrfahrt entlang der Grenze, in deren Verlauf er zwei Kontrollstellen der Grenztruppen durchbrach, ließ er das Fahrzeug in der Nähe von Hörschel zurück. Zu Fuß machte er sich dann, aus östlicher Richtung kommend, in Richtung des DDR-Grenzübergangs Wartha auf. In der Nähe des Übergangs entdeckten ihn Grenzposten. Sie verließen ihren Beobachtungsturm, was Kirjuchin bemerkte. Gegen 3.45 Uhr eröffnete er das Feuer auf die beiden Soldaten, die ihrerseits zurückschossen. Kirjuchin floh über ein Feld in Richtung der ehemaligen Transitstraße (Fernverkehrsstraße 7). Die zur Abriegelung an der Straße eingesetzten fünf Grenzer des Stabes II. der Grenzbrigade entdeckten gegen 4.23 Uhr den Flüchtenden. Sie lagen an einer Böschung der ehemaligen Transitstraße bei Deubachshof. Als sie ihre Waffen entsicherten, wurde Kirjuchin auf sie aufmerksam und eröffnete das Feuer. Dabei wurde Uwe Dittmann, Gefreiter der Grenztruppen, tödlich verletzt. Die anderen Grenzer schossen auf den Flüchtenden und trafen ihn in den Rücken. Er verband sich selbst und floh weiter in Richtung der Brücke Spichra. Gegen 5.16 Uhr stellten zwei dort postierte Grenzsoldaten fest, dass sich jemand über die Brücke näherte. Es handelte sich um Waleri Kirjuchin. Die Grenzer forderten ihn auf, stehenzubleiben und gaben einen Warnschuss ab. Kirjuchin reagierte darauf mit Feuerstößen aus seiner MPi. Daraufhin schoss der Soldat Uwe N. gezielt zurück. Kirjuchin brach am Geländer der Werrabrücke durch Schüsse am Unterarm sowie im Bauch und Brustbereich schwer verletzt zusammen. Bevor die DDR-Grenzer ihn erreichten, schoss er sich in seiner aussichtslosen Lage mit seiner Maschinenpistole selbst in den Kopf. Waleri Kirjuchin starb zwei Tage vor seinem 20. Geburtstag.
Vergleiche den Eintrag zu Uwe Dittmann.