In der Sückauer Dorfgaststätte „Wolter“ wurde am 16. April 1983 Geburtstag gefeiert. Zu den Gästen gehörten auch der 23-jährige Traktorist Klaus Schulz und der 23-jährige Tischler Uwe N. Sie kannten sich aus dem Sportverein und gehörten zu einer Jugendclique, in der viele mit dem Gedanken spielten, die DDR zu verlassen. Auf der Feier fassten beide den Entschluss, gemeinsam die Elbe zu durchschwimmen und in die Bundesrepublik zu flüchten.
Gegen 1 Uhr nachts fuhren sie mit dem Moped nach Stiepelse ins Grenzgebiet. Dort wohnte der ledige Klaus Schulz gemeinsam mit seinen Eltern auf einem Bauernhof. Die beiden Männer stellten das Moped am Ortsrand ab, gingen auf den Bauernhof und berieten noch einmal genauer ihr Vorhaben. Nachdem Klaus Schulz einige persönliche Gegenstände, Kleidung und seinen Ausweis für die Flucht über die Elbe wasserdicht verpackt hatte, nahmen sie aus der Scheune eine Leiter mit. Mit dieser gelang es ihnen, den Grenzzaun zu übersteigen, ohne die alarmauslösenden Signaldrähte zu berühren. Im bewachsenen und sumpfigen Elbvorland trennten sie sich. Sie wollten den Grenzern die Verfolgung erschweren.
Als ein Posten der Grenztruppen die Leiter am Grenzzaun bemerkte, feuerte er Leuchtpatronen ab, die Besatzungen der Grenzboote wurden alarmiert. Unabhängig voneinander sprangen nun Klaus Schulz und Uwe N. in die Elbe, hoffend, dass ihnen im letzten Moment noch die Flucht gelänge. Für Uwe N. zerschlug sich die Hoffnung gleich darauf. Vom Scheinwerfer eines Grenzsicherungsbootes der Kompanie Bahlen erfasst, wurde er um 5.43 Uhr aus der Elbe gezogen.
Von Klaus Schulz fehlte jede Spur. Am 21. April 1983 wurde am niedersächsischen Elbufer sein Plastikbeutel angeschwemmt. Auf einer Jeansjacke, die ein Zollbeamter unter anderen Kleidungsstücken fand, prangte der Schriftzug: „I am a giant“. Bis zum 24. Mai warteten die Eltern von Klaus Schulz in großer Sorge auf ein Lebenszeichen ihres Sohnes. Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes informierten sie dann darüber, dass er bereits am 2. Mai von einem westdeutschen Zollboot am Ufer der Elbe bei Lauenburg tot geborgen worden war. Der 23-Jährige war ertrunken. Seine Leiche konnte erst nach einem Informationsaustausch zwischen der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik und dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR eindeutig identifiziert werden. Weil die Stasi von den Eltern eine Einverständniserklärung zu seiner Beerdigung in der Bundesrepublik eingeholt hatte, wurde Klaus Schulz am 27. Mai 1983 in Lauenburg beigesetzt.
Uwe N. wurde wegen seines Fluchtversuches zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Noch in der Haft stellte er einen Ausreiseantrag. Diesem wurde ein halbes Jahr nach Abbüßung der Strafe stattgegeben.