Der 6. Mai 1978, ein Samstag, begann mit heiterem und kühlem Wetter. Im Norden Deutschlands schwankten die Temperaturen zwischen 10 und 15 °C. Erst gegen Nachmittag zogen gewittrige Schauer auf. Für die drei jungen Männer aus Rehhorst (Schleswig-Holstein) war dies kein Grund, den geplanten Wochenendausflug abzusagen. Der 22-jährige Hans-Erich David, sein jüngerer Bruder und der 16-jährige Kai B. hatten sich vorgenommen, mit einem Motorboot die Trave hinaufzufahren und die Insel Buchhorst im Dassower See anzusteuern.
Wahrscheinlich sahen sie am Ufer vor dem Städtchen Dassow die neue kilometerlange weiße Betonmauer, die jener in Berlin glich. Diesen Mauerbau hielt das Kommando der Grenztruppen für erforderlich, da der von DDR-Gebiet umgebene Dassower See zum Großraum Lübeck gehörte und dort bereits mehrfach Flüchtlinge das Bundesgebiet erreicht hatten. Denn wer bis zum Wasser kam, war bereits im Westen.
Um 19.10 Uhr wollten die drei jungen Männer wieder aus dem Dassower See in Richtung Pötenitzer Wiek herausfahren. Doch als sie in Höhe der Teschower Spitze waren, fiel der Außenbordmotor aus. Beim Versuch zu paddeln, lief das Boot im Gegenwind voll Wasser und kenterte. Kurzentschlossen sprangen die drei ins Wasser, sie trugen Schwimmwesten und hatten mit Hans-Erich David einen ausgebildeten Rettungsschwimmer bei sich. So erreichten sie nach einer halben Stunde frierend und erschöpft die Teschower Spitze. Dort befand sich etwa 20 Meter hinter dem Seeufer ein Sicherungszaun der DDR-Grenze. Die drei jungen Männer saßen im sogenannten Niemandsland fest. Als um 19.57 Uhr einer der drei Freunde in der Hoffnung, von den Grenzsoldaten gerettet zu werden, am Zaun „Hilfe, ich erfriere“ rief, blieb es zunächst still. Die Sicherungsposten, die das Geschehen beobachtet hatten, mussten ihrem Vorgesetzten Meldung erstatten. Der stellvertretende Stabschef des Grenzbataillons war um 20.13 Uhr vor Ort und befahl den Gestrandeten, das Hoheitsgebiet der DDR wieder zu verlassen. Doch wie hätten sie das ohne Boot tun sollen? Erst nachdem knapp 20 weitere Minuten vergangen waren, wurde der Zurückweisungsbefehl aufgehoben und um 20.45 Uhr der Grenzzaun geöffnet. Die Gestrandeten hatten nass und frierend eine Stunde in der Dämmerung ausharren müssen. Für einen von ihnen war diese Zeit zu lang. Er war bereits zusammengebrochen. Gegen 21.16 Uhr bargen ihn zwei Suchposten am Uferstreifen. Der Regimentsarzt, der Erste Hilfe leisten sollte, konnte nur noch feststellen, dass Hans-Erich David an Unterkühlung verstorben war.
Die beiden Überlebenden wurden medizinisch versorgt und dem MfS übergeben. Am Abend des 7. Mai 1978 durften sie über die Grenzübergangsstelle Schlutup wieder nach Hause zurückkehren. Die Leiche von Hans-Erich David wurde am 11. Mai 1978 in die Bundesrepublik überführt.