Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Otto Kirchberg

geboren am 14. Oktober 1903 in Druxberge | verstorben nach Schussverletzung am 23. Dezember 1949 | Ort des Vorfalls: Walbeck, nahe Seggerde (Sachsen-Anhalt)

Auf dem Rückweg in seinen Heimatort wurde Otto Kirchberg an der grünen Grenze angeschossen. Zwei Tage später erlag er seinen Verletzungen.

Der Arbeiter Hermann Otto Kirchberg wurde am 14. Oktober 1903 in Druxberge, einem Ortsteil der Gemeinde Eilsleben, im Landkreis Börde geboren. Vermutlich überquerte er kurz vor dem Weihnachtsfest 1949 die DDR-Grenze, um Lebensmittel oder Geschenke im Westen zu besorgen. Das war zu dieser Zeit üblich und gehörte zum Alltag im Grenzgebiet.

In den Nachmittagsstunden des 21. Dezember 1949 befand sich Otto Kirchberg auf dem Rückweg über die Grenze von West nach Ost. Er war mit einem Fahrrad unterwegs. Eine Grenzstreife entdeckte den 46-Jährigen nahe Walbeck, im Bereich der Kommandantur Seggerde, und forderte ihn auf stehenzubleiben. Vielleicht dachte Otto Kirchberg in diesem Moment, dass er der Festnahme entgehen könnte, wenn er nur schnell genug mit dem Rad fahren würde. Bis zu seinem Heimatort hatte er noch etwa 30 Kilometer zurückzulegen. Die Grenzposten reagierten darauf mit einem Warnschuss, dem ein gezielter Schuss folgte. Otto Kirchberg wurde durch einen Steckschuss in der Leistengegend verletzt. Nachdem er unter schwerem Schock sogleich ins Kreiskrankenhaus Gardelegen überführt wurde, erlag er zwei Tage später, in den Nachmittagsstunden des 23. Dezember 1949, seiner Verletzung.

Erst zwei Jahre zuvor, im März 1947, hatten Otto Kirchberg und seine Frau Frieda geheiratet. Das junge Paar verlebte nur zwei gemeinsame Weihnachtsfeste. Über das traurige Schicksal ihres Ehemannes sprach die Witwe nicht.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in den 1990er Jahren ergaben keine weiterführenden Erkenntnisse. Die für den Tod Otto Kirchbergs verantwortlichen Grenzposten konnten nicht ermittelt werden, sodass das Verfahren eingestellt wurde.

Autorin:
MP
Recherche:
jk, LH, MP, US
Quellen:
  • Standesamt Gardelegen: Sterbeurkunde Nr. 306 vom 24. 12. 1949.
  • Grenzpolizei Sachsen-Anhalt, Landesregierung Sachsen-Anhalt, MdI, Landesbehörde der Volkspolizei, Abteilung Grenze: Besonderes Vorkommnis im Bereich der Grenzbereitschaft Gardelegen (Schusswaffengebrauch in Ausübung des Dienstes). LASA, MD, Rep. K 14, Nr. 236, Bl. 172.
  • ZERV: Auswertung „Tote an der innerdeutschen Grenze“. LAB D Rep. 120–02, Acc. 8346, Az. 27/2 Js 135/93.
  • Gespräch LH mit Günther Wagener (Vorsitzender des Heimatvereins Oberes Allertal e. V. Eilsleben) am 20.09.2016.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Kirchberg, Otto
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
14. Oktober 1903
Geburtsort
Druxberge, Ortsteil von Eisleben
Letzter Wohnort
Druxberge, Ortsteil von Eisleben
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Sachsen-Anhalt
Ort des Vorfalls
Walbeck, nahe Seggerde
Todesursache
Schusswaffen
Datum des Vorfalls
21. Dezember 1949
Ergänzendes Datum
23. Dezember 1949
Todesalter
46
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
Todesfälle bei Kontrollen
Personengruppe
Zivilisten / DDR
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