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Biografisches Handbuch

Norbert Schapka (phon.)

Geburtsdatum und -ort unbekannt | am 6. August 1977 vermutlich ertrunken | Ort des Vorfalls: Ostsee
Norbert Schapka versuchte im August 1977, die DDR durch die Lübecker Bucht schwimmend zu verlassen. Dabei ist er höchstwahrscheinlich ertrunken.

Am 6. August 1977 nahm der westdeutsche Angelkutter „Peter I“ zwischen den Tonnen „Grenze 1“ und „Grenze 2“ in der Lübecker Bucht einen Schwimmer auf. Der Mann war völlig erschöpft, reagierte schlecht und wusste nicht, wie lange er schon im Wasser war. Sein Name war Wolfgang und er gab der Besatzung des Angelkutters trotz seines schlechten Zustands zu verstehen, dass sich noch ein weiterer Schwimmer in der Ostsee befinden müsse, denn er sei nicht allein ins Wasser gegangen. Eine Stunde später wurde er vom Seenotrettungskreuzer „Paul Denker“ aufgenommen und nach Travemünde gebracht, wo er gegen 15 Uhr ankam.

Nachdem der Bundesgrenzschutz informiert war, wurde eine große Such- und Rettungsaktion nach der weiteren Person gestartet, an der sich mehrere Schiffe und Helikopter beteiligten. Als gegen 17:00 Uhr keine Funde zu vermelden waren, wurde die Suche abgebrochen, weil man annahm, dass der Gesuchte inzwischen mindestens 17 Stunden im Wasser gewesen und damit höchstwahrscheinlich ertrunken war.

Der gesuchte Mann war Norbert Schapka, dessen Familiennamen die Beamten des Bundesgrenzschutzes nur dem Hören nach notieren konnten. Er arbeitete mit Wolfgang gemeinsam in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) in Höhen Schönberg. Alles, was heute zu ihm bekannt ist, stammt aus der kurzen Befragung von Wolfgang an Bord der „Paul Denker“, deren Ergebnisse das Grenzschutzkommando Küste umgehend an den Bundesgrenzschutz in Bad Bramstedt und das Innenministerium in Bonn übersandte.

Norbert Schapka war zum Zeitpunkt der Flucht circa 19 Jahre alt und wie Wolfgang unzufrieden mit den Verhältnissen in der LPG, in der die beiden arbeiteten, und deshalb bereit, die DDR nach geltendem Recht illegal zu verlassen. Diese LPG hatte einen Vorteil: Sie lag mit Hohen Schönberg recht nahe an der Ostseeküste in einem Bereich westlich von Kühlungsborn, der gleichermaßen abgelegen, wie nahe an der Lübecker Bucht war.

So fuhren die beiden am 5. August 1977 mit ihren Fahrrädern von Hohen Schönberg an die Osteeküste zwischen Elmenhorst und Warnkenhagen. Am Strand warteten sie auf eine Abschaltphase der Scheinwerfer, gingen dann gegen Mitternacht ins Wasser und schwammen in Richtung Westen. Sie verfügten über keine besondere Ausrüstung – außer aufgeblasenen Autoreifen als Schwimmhilfen. Außerdem hatte Norbert die wichtigsten persönlichen Papiere der beiden in einer Plastikflasche bei sich.

Bis zum Vormittag des 6. August schwammen die Männer gemeinsam in Richtung Lübeck durch die DDR-Küstengewässer und passierten dabei unbemerkt auch ein DDR-Wachboot. Danach begann Norbert nach der Aussage seines Freunds, sich immer weiter zu entfernen, sodass die beiden sich aus den Augen verloren.

Da die eingeleitete Such- und Rettungsaktion keine Ergebnisse lieferte und der Leichnam von Norbert Schapka bis heute nicht geborgen wurde, ist davon auszugehen, dass er im Laufe des Vormittags des 6. Augusts 1977 in der Ostsee ertrunken ist.


Biografie von Norbert Schapka (phon.), Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/509-norbert-schapka-phon/, Letzter Zugriff: 29.03.2024