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Biografisches Handbuch

Kurt Augat

geboren am 7. August 1930 | vermutlich zwischen dem 21. und dem 22. Juli 1964 ertrunken | Ort des Vorfalls: Ostsee
Kurt Augat starb, als er im Juli 1964 versuchte, die DDR über die Ostsee zu verlassen.

Zum Leben von Kurt Augat ist uns wenig bekannt. Er wurde am 7. August 1930 im Ostpreußischen Friedenswalde im Kreis Tilsit geboren, das heute zu Russland gehört.

Vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Kurt Augat Mitglied der nationalsozialistischen Jugendorganisationen Deutsches Jungvolk und der Hitlerjugend. Nach der achten Klasse verließ er die Volksschule und erlernte den Beruf Maurer.

Kurt Augat schien von Beginn an nicht mit seinem Leben in der DDR einverstanden zu sein. Eine erste Freiheitsstrafe verbüßte er 1957 in der Untersuchungshaftanstalt Falkenstein. Er wurde wegen Staatsverleumdung verurteilt.

Danach gelang es ihm, 1960 nach Westdeutschland zu kommen. Bis August 1962 lebte er in Stuttgart. Aus welchem Grund er zurückkehrte, ist nicht überliefert. Er wohnte von da an bei seinem Vater im sächsischen Auerbach. Doch er wollte zurück nach Westdeutschland.

Aus einem Rapport der Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei ist zu entnehmen, dass er bereits Ende des Jahres 1962 einen Fluchtversuch über die Ostsee vornehmen wollte, welcher allerdings vereitelt wurde: Gemeinsam mit einem elf Jahre jüngeren Bekannten, der aus dem selben Ort stammte, plante er mit einem Schlauchboot die DDR über den Seeweg zu verlassen. Am 30. Dezember 1962 wurden beide von der Volkspolizei in einer Gaststätte in Boltenhagen festgenommen. Erst saß Augat wenige Tage im Gefängnis in Wismar, wurde aber dann nach Plauen gebracht, wo er am 27. Februar 1963 wieder entlassen wurde. Gut eineinhalb Jahre nach seinem verhinderten Versuch unternahm Kurt Augat im Juli 1964 einen weiteren Anlauf, über die Ostsee zu fliehen. Hierfür wählte er diesmal die Region der Ostseebäder Wustrow und Ahrenshoop als Ausgangspunkt. Von hier aus sind es beinahe 40 Kilometer bis nach Gedser, dem an der Südspitze der dänischen Halbinsel Falster gelegenen Fährhafen, der ein häufiges Ziel für Ostseeflüchtlinge war. Auf halber Strecke lag an der Kadetrinne, einem schwer schiffbaren Bereich der Ostsee, das Gedser Feuerschiff, das in seiner Geschichte häufiger Rettungsort für Flüchtlinge aus der DDR war. Es ist denkbar, dass Kurt Augat plante, dorthin zu gelangen. Doch dies sollte nicht geschehen.  Am 23. Juli 1964 wurde in Wustrow am Strand eine männliche Leiche angeschwemmt, die als Kurt Augat identifiziert werden konnte. Er trug einen selbstgebastelten Gummischwimmanzug und die untersuchenden Rechtsmediziner gingen davon aus, dass er beim Versuch, die Ostsee zu durchschwimmen, ertrunken ist. Für eine Einwirkung fremder Hand auf seinen Tod fanden sie keine Hinweise. Anhand des körperlichen Zustands der Leiche schätzten die Rechtsmediziner die Liegezeit der Leiche auf 24 bis 28 Stunden, was einen Todeseintritt am 21. oder 22. Juli 1964 vermuten lässt.


Biografie von Kurt Augat, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/497-kurt-augat/, Letzter Zugriff: 25.04.2024