Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Erna Miosga

geboren am 10. Dezember 1896 in Breslau (heute: Wrocław, Polen) | erschossen am 16. Mai 1952 | Ort des Vorfalls: Wiedersberg (Sachsen)

Die in München lebende Näherin Erna Miosga begab sich aus ungeklärten Gründen im Mai 1952 über die bayerische Grenze in die DDR. Bei Wiedersberg entdeckte sie ein Grenzpolizist, auf dessen Anruf sie nicht reagierte. Wenig später traf sie ein gezielter Schuss in den Rücken.

Nach ihrer Heirat mit Paul Robert Miosga zog sie in den 50 Kilometer südöstlich liegenden Ort Brieg (Brzeg). Ihr Ehemann starb 1933, sie wurde 1946 aus ihrer niederschlesischen Heimat vertrieben. Nach Zwischenstationen in Freital (Sachsen) und Kohlgrub (Bayern) zog die kinderlose Witwe Ende April 1947 nach München. Bevor sie in der Stadt eine Wohnung fand, kam sie zunächst im Flüchtlingslager MünchenDachau unter. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie sich als Näherin.

Am 16. Mai 1952 überquerte die 55-Jährige die Grenze zwischen Bayern und Sachsen. Bei Wiedersberg (Vogtland) wurde sie vom Oberwachtmeister der DDR-Grenzpolizei Erich I. bemerkt. Er forderte sie auf, sofort stehenzubleiben. Laut einer Tagesmeldung der Grenzpolizei habe sie weder auf die mehrmaligen Halt-Rufe des Grenzpolizisten, noch auf drei Warnschüsse reagiert. Daraufhin gab Erich I. einen gezielten Schuss auf die Frau ab, der sie unterhalb des rechten Schulterblattes traf und tödlich verletzte.

Der Grund, weshalb Erna Miosga am 16. Mai 1952 in die DDR aufbrach, bleibt ungewiss. Das Einwohnermeldeamt in München führte sie als „nach unbekannt“ verzogen. Der ehemalige Grenzpolizist Erich I. zeigte sich Anfang der 1990er Jahre zu keiner Aussage bereit, als ihn Ermittlungsbeamte vernahmen. Es existiert weder ein Obduktionsprotokoll noch eine Sterbeurkunde für Erna Miosga, auch ihr Begräbnisort ist nicht überliefert. Da zudem noch die Schreibweise ihres Namens in den Berichten der Volkspolizei leicht abweicht – dort heißt sie Erna Mioske – befand die Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Berlin 1997, dass ein beweiskräftiger Tatnachweis gegen Erich I. nicht möglich sei und stellte das Verfahren ein.

Autor:
jk
Recherche:
jk, TP
Quellen:
  • Kommissariatsleiter Guckenberger/Bayerische Grenzpolizei, Grenzpolizeikommissariat Hof/ Saale an das Präsidium der Bayer. Grenzpolizei München: Veröffentlichung der kommunistischen Gewaltverbrechen an der Demarkationslinie. Hof, 28.1.1963., BayHStA München, Präsidium der Bayer. Grenzpolizei, 74.
  • ZERV: Strafsache wegen Totschlags. LAB, D Rep. 120–02, Acc. 8346, StA KG Berlin 27 Js 971/92. Gülzau, Jan: Grenzopfer an der sächsisch-bayerischen und sächsisch-tschechischen Grenze in den Jahren 1947–1989. Dresden 2012, S. 22–24.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Miosga, Erna
Geschlecht
weiblich
Geburtsdatum
10. Dezember 1896
Geburtsort
Breslau (heute: Wrocław, Polen)
Letzter Wohnort
München
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Sachsen
Ort des Vorfalls
Wiedersberg
Todesursache
Schusswaffen
Datum des Vorfalls
16. Mai 1952
Todesalter
55
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
Todesfälle bei Kontrollen
Personengruppe
Zivilisten / Bundesrepublik
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