Marko Noack kam am 16. August des Jahres 1965 in der südbrandenburgischen Kleinstadt Finsterwalde, die damals zum Bezirk Cottbus gehörte, zur Welt. Er hatte einen jüngeren und einen älteren Bruder. Die Familie lebte lange Jahre in einem Haus im kleinen, südlich von Finsterwalde gelegenen Dorf Bergheide. Hier war der naturverbundene und tierliebe Marko sehr glücklich, streifte stundenlang durch die Wälder und badete in einem der vielen Seen der Umgegend. Seit Beginn der 1980er Jahre musste Bergheide Stück für Stück der Braunkohle weichen und Familie Noack wurde in eine 4-Raum-Wohnung in Finsterwalde umgesiedelt. Marko hat sich in der neuen Umgebung nie richtig wohlgefühlt und dort keine neue Heimat gefunden. Schon in jungen Jahren war er sehr wissbegierig, wollte reisen und etwas von der Welt sehen. Er hat viele Bücher über andere Länder und Kulturen konsumiert. Gerne wäre er auch zur See gefahren, was in der DDR aber nur sehr wenigen möglich war.
Stattdessen absolvierte Marko eine Lehre als Schlosser im VEB Klinker- und Ziegelwerk Großräschen, etwa 25 Kilometer von Finsterwalde entfernt. Anschließend trat er im Oktober 1984 einen dreijährigen Dienst im Wachregiment des MfS – „Feliks Dzierżyński“ – in Berlin an. Nach Aussagen der Mutter wollte Marko seine Armeezeit schnell hinter sich bringen und nicht erst auf die Einberufung warten. Ende September 1987 wurde er mit dem Dienstgrad eines Unteroffiziers entlassen und begann eine Tätigkeit als Instandhalter im Bagger-, Bugsier- und Bergungsdienst in Rostock. Im Frühsommer 1988 war er kurzzeitig für die Wasserschutzpolizei in Rostock tätig, wurde hier dann jedoch entlassen und blieb drei Monate lang ohne Arbeitsverhältnis. Ab Oktober 1988 arbeitete der inzwischen 23-Jährige wieder in seinem Ausbildungsbetrieb in Großräschen als Instandhaltungsmechaniker. Die Arbeit dort fiel ihm sehr schwer; seiner Mutter gegenüber äußerte er, dass er für einen Kollegen mitarbeiten musste und er dies kaum bewältigen könne.
Seine Familie charakterisierte Marko als äußerst zuverlässigen, gewissenhaften, ordentlichen, aber auch zurückhaltenden und ruhigen Menschen. Auch von anderen wurde Marko zum Teil als sehr verschlossen und schweigsam wahrgenommen. Zur Mutter hatte er eine sehr innige Beziehung. Sein einziger Freund war der nur wenige Monate jüngere Ingo Jakob aus Potsdam. Auch Jakob hatte von 1984 bis 1987 seinen Wehrdienst im Wachregiment des MfS abgeleistet, wurde jedoch wegen eines Suizidversuchs vorzeitig entlassen. Danach war er als Wartungsmonteur in Potsdam tätig. Jakob wiederum wurde als Frauentyp und Lebemann mit stark ausgeprägtem Konsumdenken beurteilt.
Ab Herbst 1988 haben die beiden jungen Männer sehr viel Zeit miteinander verbracht, unter anderem beim Großvater von Ingo in Geltow. Vermutlich ist in dieser Zeit der Plan für eine gemeinsame Flucht über die Ostsee entstanden oder gereift. Zu dieser Zeit betrieb Marko auch sehr intensiv Kraftsport, oft stundenlang. An einem Wochenende im November 1988 reisten beide nach Rostock und Warnemünde, womöglich, um die Küstenregion auszukundschaften. Nach Auskunft der Mutter hatte Marko in dieser Zeit größere Geldbeträge von seinem Konto abgehoben, obwohl er zuvor immer sehr sparsam gewesen war. Als sie ihn darauf ansprach meinte er, sie solle sich keine Sorgen machen, das Geld hätte er Ingo gegeben. Sie konnte jedoch keine Hinweise zur Verwendung des Geldes geben. Sicher belegt ist, dass Marko am 23. Dezember 1988 ein Motorrad kaufte und dem vorherigen Besitzer mitteilte, er erwerbe es für einen Freund aus Potsdam. Am 31. Dezember 1988 haben dann beide ein zusammengepacktes Paddelboot bei der Deutschen Reichsbahn in Potsdam aufgegeben. Unklar ist, wohin es gebracht werden sollte. Genau eine Woche später, am 7. Januar 1989, wurde ein blaues Faltboot vom Typ Kolibri IV am Strand von Dierhagen aufgefunden.
Marko hatte bis zum 6. Januar noch Urlaub und hätte am Montag, den 9. Januar, wieder zur Arbeit erscheinen müssen, was er aber nicht tat. Seine Familie sah ihn am 5. Januar zum letzten Mal. Der jüngere Bruder sollte der Mutter ausrichten, Marko sei zu seinem Freund nach Potsdam gefahren. Auch dieses Mal sollte sie sich nicht sorgen, er käme wieder. Der Mutter kam die Situation seltsam vor und nachdem ihr Sohn auch am nächsten Tag nicht zurückkehrte, ahnte sie, dass etwas passiert sein musste.
Am Freitag, den 6. Januar 1989, sind Marko und Ingo aus Potsdam mit dem Motorrad zu einer gemeinsamen Fahrt aufgebrochen: Sie verließen Ingos Wohnung in den Vormittagsstunden, angeblich mit dem Ziel, eine Tante von Ingo in Leipzig zu besuchen. Ihr eigentliches Ziel war aber die Ostseeküste im Raum Graal-Müritz.
Am 8. Januar wurde im Waldstück in der Nähe des Zeltplatzes „Uhlenflucht“ das Motorrad gefunden, zu dem Marko Noack als Halter ermittelt wurde. 80 Meter vom Wellenschlag entfernt entdeckte ein Grenzsoldat am selben Tag mehrere Gegenstände, die darauf hindeuteten, dass sich hier das Basislager der beiden befand. Zwei Zeltbahnen der NVA, zwei Koffer, Kleidungsstücke, Herrenstiefel der Größe 42, eine Kunststoffhülle für einen Taschenkompass sowie die Verpackungstasche für ein Faltboot gaben Hinweise auf einen Fluchtversuch über die Ostsee. Dass dieser Fluchtversuch wahrscheinlich tragisch geendet war, darauf deutete der Fund des stark beschädigten Faltboots hin, das bereits am Tag zuvor im Ostseebad Dierhagen aufgefunden worden war.
Von den beiden Insassen fehlte hingegen lange Zeit jede Spur. Am 9. Januar waren sie zur Eilfahndung in allen Bezirken der DDR ausgeschrieben worden. Die Behörden gingen scheinbar auch von der Möglichkeit aus, Marko könnte wieder bei seiner Familie auftauchen. Die Wohnung in Finsterwalde wurde kurze Zeit nach seinem Verschwinden von Mitarbeitern der Staatssicherheit Tag und Nacht belagert. Auch beim älteren Bruder auf der Insel Rügen und beim Cousin in Halle wurden Nachforschungen angestellt. Informationen zu den aufgefundenen Spuren erhielten die Angehörigen hingegen nicht.
Erst ein halbes Jahr später wurde klar, dass die beiden jungen Männer bei dem Fluchtversuch ums Leben gekommen waren. Am 13. Juli 1989 wurde die Leiche von Ingo Jakob am Strand von Dierhagen aufgefunden. Eine Woche zuvor, am 6. Juli 1989, war durch ein Boot der Grenzbrigade Küste während einer Patrouillenfahrt eine Leiche im Wasser zwischen der Insel Poel und der Stadt Wismar ausgemacht worden. Diese war stark zersetzt und bekleidet mit mehreren Schichten dunkler Kleidung. In den Taschen befanden sich ein Fahrtenmesser, eine Taschenlampe, Lederhandschuhe sowie ein KfZ-Brief. Die Obduktion im Bezirkskrankenhaus Wismar am 7. Juli ergab die zweifelsfreie Identifizierung des Toten als Marko Noack. Aufgrund der langen Liegezeit im Wasser konnte keine Todesursache mehr festgestellt werden; der Tod durch Ertrinken wurde aber als wahrscheinlich angesehen. Der Leichnam wurde anschließend in Wismar begraben – ohne die Familie darüber in Kenntnis zu setzen. Seine Mutter erfuhr erst im Oktober 1989 nach energischem Nachfragen, dass Ihr Sohn nicht mehr am Leben war. Weitere lange Mühen ihrerseits ermöglichten es, Marko im Frühjahr 1990 auf den Friedhof in Finsterwalde umbetten zu lassen.