Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Walter Brumbi

geboren am 10. September 1909 in Quedlinburg | erschossen am 12. Februar 1952 | Ort des Vorfalls: Lüttgenrode (Sachsen-Anhalt)

Um auf der Flucht vor zwei Grenzpolizisten Zeit zu gewinnen, gab der unbewaffnete Grenzgänger vor, von einer Schusswaffe Gebrauch machen zu wollen, wenn die Grenzpolizisten sich ihm nähern würden. Diese eröffneten daraufhin das gezielte Feuer.

Über Walter Otto Brumbi liegen nur wenige biografische Angaben vor. Er lebte in Wuppertal-Elberfeld, war Tischler, verheiratet und hatte ein Kind. Die Grenzpolizei fahndete nach dem 42-Jährigen, weil ihm Diebstahl und Schleusungen vorgeworfen wurden. Besser überliefert ist dagegen das Geschehen, das zu seinem Tod führte, vor allem weil die Ermittler 45 Jahre nach der Tat die an dem Zwischenfall beteiligten Grenzpolizisten B. und D. noch vernehmen konnten.

Die beiden ehemaligen Grenzpolizisten gaben 1997 an, dass sie in der Nacht vom 11. zum 12. Februar 1952 als Fußstreife im Grenzabschnitt Lüttgenrode eingesetzt waren. Als sie aus einem Waldstück traten, entdeckten sie auf einem Feld eine Gruppe von Menschen, die augenscheinlich auf dem Weg zur etwa noch einen Kilometer entfernten Grenze der Bundesrepublik waren. Nachdem sie vorschriftsmäßig „Halt! Stehenbleiben, Deutsche Grenzpolizei“ gerufen hätten, habe sich ein Mann aus der Gruppe abgesondert und sei auf die Grenze zugelaufen. Aus der Gruppe heraus sei ihnen zugerufen worden: „Schnappen sie lieber den, denn der nimmt das Geld von uns, und nicht uns.“ Nach einer kurzen Verfolgung, bei der die Grenzpolizisten dem Flüchtenden androhten, von der Waffe Gebrauch zu machen und drei Warnschüsse sowie ein gezielter Schuss abfeuerten, habe sich der Mann auf den Boden geworfen und gerufen: „Bleibt ihr stehen, oder ich schieße selbst zurück.“ Die Grenzpolizisten seien daraufhin in Deckung gegangen und hätten aus ihren Karabinern gezielt in seine Richtung gefeuert. Dann warteten sie etwa zehn Minuten, doch der Verfolgte regte sich nicht mehr, er war tot. Ein Geschoss hatte seinen Oberkörper durchschlagen. Eine Waffe wurde bei ihm nicht gefunden. Das Ermittlungsverfahren gegen die beiden Grenzpolizisten B. und D. wurde 1997 mit einem Verweis auf eine Notwehrsituation eingestellt. Die Beschuldigten mussten annehmen, dass ihr Gegenüber tatsächlich bewaffnet war und wie angedroht das Feuer auf sie hätte eröffnen können.

Autor:
jk
Recherche:
jk, US
Quellen:
  • Kommando der DGP, Abt. Organisation und Nachweisführung: Nachweisbuch über besondere Vorkommnisse 1952. BArch Freiburg, DVH 27/134521.
  • ZERV: Strafsache wegen Totschlags. LAB, D Rep. 120–02, Acc. 8346, StA KG Berlin 2 Js 966/92.
  • Kreisarchiv Landkreis Harz: Sterbeeintrag Walter Brumbi, Auskunft vom 13.12.2016.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Brumbi, Walter
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
10. September 1909
Geburtsort
Quedlinburg
Letzter Wohnort
Elberfeld, Stadtteil von Wuppertal
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Sachsen-Anhalt
Ort des Vorfalls
Lüttgenrode
Todesursache
Schusswaffen
Datum des Vorfalls
12. Februar 1952
Todesalter
42
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
Todesfälle bei Kontrollen
Personengruppe
Zivilisten / DDR
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