Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Konrad Rinderknecht

geboren am 18. Januar 1952 in Bad Saarow | Suizid am 23. September 1971 | Ort des Geschehens: Unteroffiziersschule der Grenztruppen in Glöwen, Kreis Perleberg (Brandenburg)

Konrad Rinderknecht, Schüler der Unteroffiziersschule der Grenztruppen in Glöwen, Kreis Perleberg, erschoss sich am 23. September 1971 gegen 21.45 Uhr, selbst. Im Vorfeld der Selbsttötung plante er eine gemeinsame Fahnenflucht mit zwei Kameraden.

Der Unteroffiziersschüler war gelernter Landmaschinenschlosser. Bis er am 3. Mai 1971 zur NVA eingezogen wurde, arbeitete er in der LPG Löbnitz, wo er auch die Position des FDJ-Sekretärs einnahm. Er hatte sich zu zehn Jahren Militärdienst verpflichtet und galt als vorbildlicher Unteroffiziersschüler. Umso überraschender muss es für seine Vorgesetzten gewesen sein, dass er am 23. September 1971 ein Gesuch einreichte, „um seine 10-jährige Verpflichtung auf 3 Jahre herabzusetzen. Als Gründe nannte er seinen Gesundheitszustand, Desinteresse als Berufssoldat tätig zu sein, Gefühl der Diskriminierung und den Wunsch, wieder in seinem Beruf arbeiten zu können.” Um 19 Uhr wurde Konrad Rinderknecht zum Wachdienst eingeteilt. Als er um 21 Uhr auf dem Weg zu seinem Postenbereich, dem Munitionsbunker im Schulobjekt, war, flüsterte er dem Unteroffiziersschüler Egon S. zu, er wolle noch in der gleichen Nacht nach Westdeutschland flüchten. Egon S. erklärte sich bereit mitzukommen. Während des Wachdienstes schloss sich auch der Unteroffiziersschüler Rudolf Sch. dem Vorhaben an. Nach späteren Aussagen der Beteiligten schlug Rinderknecht vor, unter Mitnahme ihrer Waffen und Munition die Unteroffiziersschule verlassen und sich zur Fernverkehrsstraße Nr. 5 zu begeben. Von dort aus könne man per Anhalter die Grenze erreichen und nach Westdeutschland durchbrechen. Gegen 21.45 Uhr erhielt Egon S. laut MfS-Unterlagen einen Anruf Rinderknechts aus dem Postenbereich. Konrad Richterknecht sagte, er solle gut machen und die anderen grüßen. Darüber hinaus erklärte er, daß er den Telefonhörer hängen lasse und Egon S. genau aufpassen soll, was jetzt passiert. Unmittelbar danach hörte Egon S. einen Knall. Konrad Rinderknecht wurde wenig später mit zwei Einschüssen in der Brust tot aufgefunden. Im Magazin seiner Waffe fehlten zwei Patronen. Egon S. und Rudolf Sch. kamen in die Militärhaftanstalt nach Schwedt. Das MfS leitete wegen des dringenden Tatverdachts der Fahnenflucht ein Ermittlungsverfahren gegen sie ein.

Autor:
jk
Recherche:
jk
Quellen:
  • MfS, HA IX/4; Pönitz (Hauptmann): Information über ein Vorkommnis an der Unteroffiziersschule der Grenztruppen der Nationalen Volksarmee in Glöwen, Kreis Perleberg. Berlin, 27.9.1971. MfS AS 288/74, Bd. 1.
Druckversion
Abkürzungsverzeichnis
Name
Rinderknecht, Konrad
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
18. Januar 1952
Geburtsort
Bad Saarow
Letzter Wohnort
Glöwen
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Brandenburg
Ort des Vorfalls
Unteroffiziersschule Glöwen
Todesursache
Suizid
Datum des Vorfalls
23. September 1971
Todesalter
19
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
Suizide in dienstlichem Kontext
Personengruppe
Grenzpersonal / DDR
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