Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Bernd Peter Dibbern

geboren am 5. Februar 1947 in Neu Kaliß | vermutlich in der Nacht vom 28. auf den 29. August 1965 | Ort des Vorfalls: Ostsee in der Nähe von Barendorf

Ende August 1965 beschloss eine Gruppe Jugendlicher aus Schwerin, die DDR zu verlassen, um in Westdeutschland zu leben. Christian Block, Bernd Peter Dibbern und Reinhold "Peti" Brückner versuchten schwimmend vom Klützer Winkel aus, die Küste Westdeutschlands zu erreichen. Alle drei kamen dabei um.

Nach seiner Lehrzeit zum Schornsteinfeger in Neutsadt-Glewe zog der junge Mann nach Schwerin, weil er dort eine Anstellung und eine kleine Wohnung bekam. Am Wochenende traf er sich mit Freunden am Schweriner Schlachthofplatz. Dort träumten die Jugendlichen sich begleitet von Musik aus dem Transistorradio in ihre jeweilige Wunschwelt hinein und erzählten sich gegenseitig ihre Hoffnungen für den eigenen Lebensweg. Bernd Peter war ein beliebter Junge, der gerne Schabernack trieb und Spaß hatte.

Mit seinen Freunden Christian Block und Reinhold Brückner beschloss er, die DDR schwimmend über die Ostsee zu verlassen. „Die drei Jugendlichen experimentierten mit Cremes, um die Haut vor Kälte zu schützen, sie schwimmen im Ostorfer See und probieren dabei aus, wie lange sie es im Wasser aushalten können.“

Am Abend des 28. Augusts 1965 soll es dann von Schwanensee losgehen. Die geplante Fluchtroute sah vor, mit der Eisenbahn nach Klütz zu fahren, von da zu Fuß nach Barendorf zu kommen um dann nach Einbruch der Dunkelheit dem Leuchtfeuer auf der Westseite entgegen zu schwimmen. Auf halber Strecke zur Westküste war die Fahrrinne, dort wollten sie sich an einer Boje festhalten und auf Hilfe warten.

Eine Zeit lang hört man nichts von den Ausreißern. Die Jugendlichen vom Schlachthof glauben, die Drei hätten es geschafft, selbst das Ministerium für Staatssicherheit, das durch einen Informanten schon zeitnah von der Flucht wusste, ging anfangs von einem geglückten Grenzdurchbruch aus. Es wurde innerhalb der Jugendgruppe gegen eventuelle Nachahmer ermittelt, die auch angeklagt werden und Haftstrafen verbüßen sollten. Am 7. September wird dann eine männliche Leiche aus der Ostsee geborgen, die später als Bernd Peter Dibbern identifiziert wird. Vier Tage später findet man den toten Christian Block und am 13. September wird am Strand von Barendorf der leblose Körper von Reinhold „Peti“ Brückner geborgen.

Bernd Peter Dibbern wurde im Oktober 1965 in Neu Kaliß beigesetzt.

Autorin:
MePe
Recherche:
MePe, HeHo, JeLi
Quellen:
  • ZERV-Unterlagen zur "Schlachthofclique"; Landesarchiv Berlin, D Rep. 120-02, Nr. 288.
  • ZERV-Unterlagen zur "Schlachthofclique"; Landesarchiv Berlin, D Rep. 120-02, Nr. 287.
  • Balzer, Thomas und Walberg, Ernst: Flucht über die Ostsee. Fragmente einer Geschichte, in: Dies., Erinnerungen für die Zukunft, Bonn 1999, S. 150-161.
  • Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse des Pädagogium Schwerin/Europaschule: August 1965 – Erinnerung an einen Fluchtversuch von drei Schweriner Jugendlichen, in: Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur. Siehe https://www.landesbeauftragter.de/%20/ (letzter Aufruf am 04.12.2020).
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Dibbern, Bernd Peter
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
5. Februar 1947
Geburtsort
Neu Kaliß
Letzter Wohnort
Schwerin
Ort des Vorfalls
Ostsee
Leichenfundort
Strand bei Barendorf, Nordwestmecklenburg
Todesursache
Ertrinken
Datum des Vorfalls
in der Nacht vom 28. auf den 29. August 1965
Ergänzendes Datum
7. September 1965
Anmerkung
Auffinden und Bergung der Leiche am 7. September 1965
Todesalter
18
Teilprojekt
Ostsee
Fallgruppe
Todesfälle bei Fluchtversuchen
Personengruppe
Zivilisten / DDR
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