Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
  • Zum Projekt
  • Kontakt
  • Impressum
  • Datenschutz
Biografisches Handbuch
Alle Biografien

Werner Wendt

geboren am 28. Juni 1913 in Pribbernow/Pommern (heute: Przybiernów, Polen) | erschossen am 18. April 1951 in Moskau | Orte des Geschehens: Volkspolizeibereitschaft Kietz, Elbe (Brandenburg) und Moskau

Quelle: FSB Archiv / Memorial Moskau

Fünf Volkspolizisten des Grenzpostens Kietz an der Elbe hatten für den 4. September 1950 die gemeinsame Flucht in den Westen verabredet. Einer von ihnen war ein Informant des Staatsicherheitsdienstes. Er verriet die Fluchtpläne seiner vier Kameraden. Sie wurden der sowjetischen Militärjustiz übergeben, zum Tode verurteilt und in Moskau hingerichtet.

Auch Werner Wendt gehörte zu den 13. Volkspolizisten, die der DDR-Staatssicherheitsdienst zwischen dem 4. und 15. September 1950 unter der Beschuldigung verhaftete, eine „faschistische Untergrundorganisation“ gebildet und vom Kommando Kietz aus politische Zersetzung in der Volkspolizeibereitschaft organisiert zu haben. Die Information über die angebliche Untergrundorganisation stammte von einem Stasi-Informanten: „Dem Verbindungsoffizier der Grenzbereitschaft Eldena wurde von ‚Kirche‘ gemeldet, daß die Vp.-Angestellten Roth, Wrona, Krause und Schwieger sich in der Nacht vom 4. zum 5.9.1950 zum Westen absetzen wollten.“ Die Wachtmeister Egon Roth und Horst Schwieger sollen die Anführer der Gruppe gewesen sein. Wachtmeister Werner Wendt befand sich zum Zeitpunkt der angeblich geplanten Fahnenflucht seiner Kameraden auf Heimaturlaub. Der Staatssicherheitsdienst nahm Wendt bei seiner Rückkehr zum Dienstort am 15. August 1950 fest und übergab ihn am 18. September 1950 dem sowjetischen Militärgeheimdienst.

Werner Wendt wuchs als Bauernkind in Pommern auf und verdiente sich nach der Schule seinen Lebensunterhalt als Landarbeiter. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der Wehrmacht und geriet 1945 auf dem Rückzug von der Ostfront in der Tschechoslowakei in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Dort erklärte er sich 1948 zum Einsatz in der Volkspolizei der SBZ bereit. Er kam zunächst als Volkspolizist nach Rostock und ab 1949 als Grenzpolizist zum Kommando Kietz an die Elbe. Das Sowjetische Militärtribunal in Schwerin verurteilte Wendt gemeinsam mit seinen Kameraden Gerhardt Hinze, Heinz Krause, Egon Roth, Horst Schwieger und Walter Wrona nach kurzem Prozess am 20. Dezember 1950 wegen Spionage, Aufstand, antisowjetischer Propaganda und Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation zum Tod. Sein Gnadengesuch lehnte der Oberste Sowjet ab. Werner Wendt wurde am 18. April 1951 im Moskauer Butyrka-Gefängnis erschossen. Die russische Militärstaatsanwaltschaft rehabilitierte ihn am 16. August 2001.

Autor:
jos.
Recherche:
EZ, jk, jos.
Quellen:
  • Volkspolizei, Landesbehörde Mecklenburg, Abteilung Grenzpolizei: Desertionsversuch von 4 VP-Angehörigen des Kdos. Kietz. BStU, Ast. Schwerin, MfS – BV Schwerin, AU 158/50; HA I, EV, Bd. 1–3.
  • Roginskij, Arsenij u. a. (Hrsg.): „Erschossen in Moskau …“. Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953. Berlin 2008, S. 445.
  • Sandra Pingel-Schliemann: „Ihr könnt doch nicht auf mich schießen!“. Die Grenze zwischen Lübecker Bucht und Elbe 1945–1989. Schwerin 2013, S. 226.
Druckversion
Abkürzungsverzeichnis
Name
Wendt, Werner
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
28. Juni 1913
Geburtsort
Pribbernow/Pommern (heute: Przybiernów, Polen)
Letzter Wohnort
Kietz / Elbe
Staat des Vorfalls
Sowjetunion
Region des Vorfalls
Rußland
Ort des Vorfalls
Moskau, Butyrka-Gefängnis
Todesursache
Schusswaffen
Datum des Vorfalls
18. April 1951
Todesalter
37
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
Todesfälle nach Festnahmen
Personengruppe
Grenzpersonal / DDR
Startseite Zum Projekt Kontakt Impressum Datenschutz
Freie Universität Berlin
Universität Greifswald
Universität Potsdam
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung