Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Egon Roth

Geboren am 11. Juni 1930 in Greifswald | erschossen am 18. April 1951 in Moskau | Orte des Zwischenfalls: Volkspolizeibereitschaft Kietz/Elbe (Brandenburg) und Moskau

Quelle: FSB Archiv / Memorial Moskau

Fünf Volkspolizisten des Grenzpostens Kietz an der Elbe hatten für den 4. September 1950 die gemeinsame Flucht in den Westen verabredet. Einer von ihnen war ein Informant des Staatsicherheitsdienstes. Er verriet die Fluchtpläne seiner vier Kameraden. Sie wurden der sowjetischen Militärjustiz übergeben, zum Tode verurteilt und in Moskau hingerichtet.

Wachtmeister Egon Roth gehörte ebenfalls zu den zwischen dem 4. und 15. September 1950 verhafteten 13 Volkspolizisten des Grenzpostens Kietz an der Elbe. Die Verhaftung erfolgte unter der Beschuldigung, die Gruppe hätte eine „faschistische Untergrundorganisation” gebildet und vom Kommando Kietz aus politische Zersetzung in der Volkspolizeibereitschaft organisiert. Die Information über die angebliche Untergrundorganisation stammte von einem Stasi-Informanten: „Dem Verbindungsoffizier der Grenzbereitschaft Eldena wurde von ‚Kirche‘ gemeldet, daß die Vp.-Angestellten Roth, Wrona, Krause und Schwieger sich in der Nacht vom 4. zum 5.9.1950 zum Westen absetzen wollten.” Die Wachtmeister Egon Roth und Horst Schwieger sollen die Wortführer in der Gruppe gewesen sein.

Egon Roth wuchs als Kind einer Arbeiterfamilie in Greifswald auf. Nach Abschluss einer Schlosserlehre meldete er sich im Oktober 1949 zur Volkspolizei. Nach einer kurzen Ausbildungszeit kam er als Wachtmeister zum Grenzposten Kietz an die Elbe. Dort soll er eine Gruppe von Gegnern des SED-Regimes angeführt haben. In den Unterlagen des MfS wird behauptet, Roth habe antisowjetische Agitation betrieben und Kommunisten als „Rote Hunde” bezeichnet. Außerdem sei er mit dem Hitlergruß in der Stube erschienen. Der DDR-Staatssicherheitsdienst lieferte Roth am 19. September 1950 der sowjetischen Militärjustiz aus, die ihn am 20. Dezember 1950 in Schwerin gemeinsam mit seinen Kameraden Gerhardt Hinze, Heinz Krause, Horst Schwieger, Werner Wendt und Walter Wrona zum Tode verurteilte. Ihnen wurde antisowjetische Tätigkeit, Spionage, Vorbereitung eines Aufstands und die Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Organisation vorgeworfen. Egon Roth wurde am 18. April 1951 in Moskau erschossen. Die russische Militärstaatsanwaltschaft rehabilitierte ihn am 20. Dezember 2001 als Opfer politischer Verfolgung.

Autor:
jos.
Recherche:
EZ, jk, jos.
Quellen:
  • Volkspolizei, Landesbehörde Mecklenburg, Abteilung Grenzpolizei: Desertionsversuch von 4 VP- Angehörigen des Kdos. Kietz. BStU, Ast. Schwerin, MfS – BV Schwerin, AU 158/50; HA I, EV Bd. 1–3.
  • Roginskij, Arsenij u. a. (Hrsg.): „Erschossen in Moskau …“. Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950–1953. Berlin 2008, S. 369.
  • Sandra Pingel-Schliemann: „Ihr könnt doch nicht auf mich schießen!“. Die Grenze zwischen Lübecker Bucht und Elbe 1945–1989. Schwerin 2013, S. 225.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Roth, Egon
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
11. Juni 1930
Geburtsort
Greifswald
Letzter Wohnort
Kietz / Elbe
Staat des Vorfalls
Sowjetunion
Region des Vorfalls
Rußland
Ort des Vorfalls
Kietz / Elbe und Moskau
Todesursache
Schusswaffen
Datum des Vorfalls
18. April 1951
Todesalter
20
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
nach Festnahmen
Personengruppe
Grenzpersonal / DDR
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