Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Henry Falk

Geboren am 22. November 1961 in Demmin | Suizid am 4. Februar 1981 | Ort des Zwischenfalls: Kaserne des Grenzausbildungsregiments (GAR-12) in Johanngeorgenstadt

Der 19-jährige Soldat Henry Falk erschoss sich am 4. Februar 1981 in seiner Unterkunft des Grenzausbildungsregiments (GAR-12), Johanngeorgenstadt. Er hatte zuvor gegenüber Kameraden den militärischen Drill in der Grenztruppe beklagt.

Henry Falk kam zur Grundausbildung in die Kaserne der DDR-Grenztruppen nach Johanngeorgenstadt, Kreis Schwarzenberg. Dort nahm er am 4. Februar 1981 nach dem Waffenreinigen gegen 16.30 Uhr unbemerkt seine Waffe mit auf seine Unterkunft und tötete sich durch einen Schuss in die Schläfe. Ein Bericht der für die Überwachung der Grenzsoldaten zuständigen Stasi-Abteilung vom 9. Februar 1981 enthielt folgende Angaben zu den Motiven der Selbsttötung: Falk habe „eine ablehnende Haltung zum Wehrdienst” bezogen und gegenüber Kameraden den militärischen Drill in der Grenztruppe beklagt. Seine negative Einstellung zum Wehrdienst habe sich „in seiner gleichgültigen und ungenügenden Erfüllung gestellter Aufgaben” gezeigt. In einem Brief an einen Freund aus Straußberg, der in Falks Spind aufgefunden wurde, bezeichnete er die Ausbildung als „Scheiße”. Er werde dabei „wohl oder übel zum Kriecher” gemacht. „Wie mich das ankotzt, kann man sich gar nicht vorstellen. Ich bin eben mal so‘n Mensch, der macht, was er will oder ganz darauf verzichtet.” Gegenüber anderen Soldaten äußerte Henry Falk, er wolle nach Hause, er habe die Schnauze voll. Die Abteilung Abwehr des MfS im Grenzkommando Süd verfasste nach Falks Suizid unter der Überschrift „Einschätzung der Person des Schuldigen” eine Stellungnahme, in der es hieß, Falk habe in der Politschulung nur auf Aufforderung geantwortet und dann auch nur Faktenwissen wiedergegeben. Zu politischen Tagesfragen habe er sich nicht geäußert. Sein Verhalten gegenüber anderen Soldaten sei aber kameradschaftlich gewesen. „Er wurde als Sonderling im Kollektiv, mit eigenwilligem Gedankengut behaftet, eingeschätzt. So kehrte er aus dem Festtagsurlaub (Weihnachten 1980) mit geschorenem Kopf (Glatze) zur Einheit zurück.”

Autor:
jos.
Recherche:
jos.
Quellen:
  • MfS, HA I, GK Süd, Bereich Abwehr: Selbsttötung eines AGT. BStU, ZA, MfS HA I 13445, Bd. 2.
  • MfS, HA IX: Kerblochkarte, Suizid durch Erschießen. Henry Falk (19) geb. 22.11.61, Soldat im GWD Grenzausbildungsbataillon Johanngeorgenstadt. BStU, MfS, HA IX, Nr. 4201.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Falk, Henry
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
22. November 1961
Geburtsort
Demmin
Letzter Wohnort
Demmin
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Sachsen
Ort des Vorfalls
Johanngeorgenstadt
Todesursache
Suizid
Datum des Vorfalls
4. Februar 1981
Todesalter
19
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
ohne Fluchtabsicht
Personengruppe
Grenzpersonal / DDR
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