Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Eduard Kopp

geboren am 23. Februar 1932 in Nowostadlow (Polen) | erschossen am 23. Mai 1955 | Ort des Vorfalls: Schierke (Sachsen-Anhalt)

Der 23-jährige Grenzpolizist wollte Hilferufen nachgehen, die er vor dem Kommando-Gebäude in Schierke gehört hatte. Einige Minuten später wurde er erschossen.

Der Grenzpolizist Eduard Kopp hatte sich über seine Versetzung von Berlin nach Schierke gefreut. Von seiner Dienststelle in Schierke konnte er allwöchentlich nach Hause fahren. Der frühere Landarbeiter lebte in Hakeborn im Salzlandkreis, seit April 1955 war er mit seiner Frau Alice jungverheiratet. Doch ihr Glück währte nicht lange. In der Nacht vom 22. zum 23. Mai 1955 glaubte Eduard Kopp während seines Wachdienstes vor dem Kommandogebäude Hilferufe zu hören. Er verständigte den Diensthabenden, der einem Unteroffizier und einem Grenzpolizisten befahl, sich nach draußen zu begeben und Kopps Meldung zu überprüfen. Aber auch Eduard Kopp muss versucht haben, der Sache nachzugehen. Als ihn ein Grenzpolizist 200 Meter östlich des Kommandos im Gelände entdeckte, erkannte er in der Dunkelheit nicht, dass es sich um ihren Kameraden handelte, und gab einen Schuss ab, der Eduard Kopp traf. Er starb um 2.40 Uhr an den Folgen der Verletzung. Ob ein schuldhaftes Verhalten des Schützen durch fahrlässigen Schusswaffengebrauch vorlag, konnte später nicht mehr geklärt werden. Nähere Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft Berlin 1996 unternahm, wurden eingestellt, weil der Beschuldigte bereits 1993 verstorben war.

Besonders schmerzlich für die Witwe war es, dass ihr die Grenzpolizei die Todesumstände ihres Ehemannes verheimlichte und Nachfragen mit dem Verweis auf das Dienstgeheimnis zurück wies. Ein Lkw mit acht Uniformierten als Ehrenspalier auf der Ladefläche überführte Kopps Leiche nach Hakeborn, der Chef der örtlichen Volkspolizei hielt die Grabrede. Eduard Kopp erhielt eine weltliche Beerdigung – dabei hatte sich seine Frau als Katholikin den Trost und Zuspruch ihrer Kirche gewünscht.

Autor:
jk
Recherche:
jk
Quellen:
  • StA beim LG Berlin: Strafsache wegen Totschlags. LAB, D Rep. 120–02, Acc. 8346, Az.27 Js 258/94.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Kopp, Eduard
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
23. Februar 1932
Geburtsort
Nowostadlow (Polen)
Letzter Wohnort
Hakeborn, Ortsteil von Börde-Hakel
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Sachsen-Anhalt
Ort des Vorfalls
Schierke
Todesursache
Schusswaffen
Datum des Vorfalls
23. Mai 1955
Todesalter
23
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
Todesfälle ohne Fluchtabsicht
Personengruppe
Grenzpersonal / DDR
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