Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Michael Poppenhäuser

Geboren am 15. April 1951 in Meiningen | gestorben an Verletzungen nach versuchtem Grenzdurchbruch mit dem Auto am 4. Juli 1978 | Ort des Vorfalls: Sülzfeld (Thüringen)

In den frühen Abendstunden des 30. Juni 1978 raste der Fahrer eines blauen Trabant auf den damaligen Kontrollpunkt Sülzfeld zu. Mit einer Geschwindigkeit von ca. 100 km/h durchbrach er den geschlossenen Schlagbaum des Grenzübergangs.

Kurt-Michael Poppenhäuser wuchs in behüteten Verhältnissen im thüringischen Meiningen auf. Im Jahre 1969 verließ er die Polytechnische Oberschule nach der 10. Klasse und absolvierte eine Lehre als Koch. Danach arbeitete er in seinem Beruf in der HO-Gaststätte „Schlundhaus“ in Meiningen. Mit seiner Berufswahl war er zufrieden und ging gerne zur Arbeit. Sein Vater war in Meiningen als Zahnarzt tätig. Auch seine ältere Schwester lebte nur unweit von der Familie entfernt.

Am Nachmittag des 30. Juni 1978 soll Michael Poppenhäuser nach Informationen des MfS auf dem Marktplatz in Meiningen dabei beobachtet worden sein, wie er Schnaps trank. Dann habe er sich mit seinem Auto auf die Fahrt in Richtung Sülzfeld gemacht. In den frühen Abendstunden raste er mit seinem blauen Trabant auf den damaligen Kontrollpunkt Sülzfeld zu. Aus Berichten von Reisenden, die sich zur Unfallzeit am Kontrollpunkt befanden, geht hervor, dass Michael Poppenhäuser mit seinem Pkw den Schlagbaum an der ersten Kontrollstelle mit einer Geschwindigkeit von ca. 100 km/h durchbrach und etwa 200 Meter weiter vor dem Grenzübergang gegen einen Baum prallte. Nachdem er den Schlagbaum durchbrochen hatte, muss er die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren haben. Mehrere Reisende berichteten der Bayerischen Grenzpolizei am Grenzübergang Eußenhausen von dem Szenario an der Unfallstelle: Der blaue Trabant stand total beschädigt am Straßenrand. Zwischen unzähligen Glassplittern und einzelnen Fahrzeugteilen lag der verletzte Fahrer regungslos auf dem Boden. Michael Poppenhäuser wurde mit schweren Knochenbrüchen und einem Schädel-Hirn-Trauma in das Krankenhaus Meiningen eingeliefert. Er erlag am 4. Juli 1978 seinen Verletzungen und wurde am 7. Juli 1978 in seinem Heimatort beerdigt.

Wollte der verheiratete Koch, der doch nach Angaben seiner Familie ein geordnetes und zufriedenes Leben führte, aus seinen geregelten Bahnen ausbrechen und in die Bundesrepublik fliehen, wie es in Meiningen erzählt wurde, oder gab es Gründe für seinen waghalsigen Fluchtversuch? Das überlieferte Archivgut gibt darüber keine abschließende Auskunft. Ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Erfurt zur Aufklärung des Falles wurde im Jahre 1996 ohne weiterführende Ergebnisse eingestellt.

Autorin:
MP
Recherche:
jk, MP
Quellen:
  • VPKA Suhl: Poppenhäuser, Michael – Meiningen – Tgb. 696/71, Suhl. LATh – HstA Meiningen, BDVP Suhl, Nr. 1286.
  • MfS: Dokumentation über den gewaltsamen Grenzdurchbruch am KP Sülzfeld am 30.6.78 um 18.09 Uhr. BStU, MfS, HA VI, 1225.
  • BGS: Grenzlageeinzelbericht der BGS-Zentrale in Bayern vom 1.7.1978. BArch Koblenz, B 137/6687.
  • ZESt: Ermittlungsakte Schußwaffengebrauch z. N. Michael Poppenhäuser. BArch Koblenz, B
  • 197/20135.
  • Staatsanwaltschaft Erfurt: Strafverfahren gegen Klaus R. wegen Totschlags, 520 Js 33878/98. LATh – HStA Weimar, Freistaat Thüringen, StA Erfurt 11511.
  • Standesamt Meiningen: Sterberegister Michael Poppenhäuser, Sterbebuch-Nr. 407/1978. Auskunft des Standesamtes Meiningen vom 23.03.2015.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Poppenhäuser, Michael
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
15. April 1951
Geburtsort
Meiningen
Letzter Wohnort
Meiningen
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Thüringen
Ort des Vorfalls
Sülzfeld
Todesursache
Fahrzeugunfall
Datum des Vorfalls
4. Juli 1978
Todesalter
27
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
bei Fluchtversuchen
Personengruppe
Zivilisten / DDR
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