Eiserner Vorhang. Tödliche Fluchten und Rechtsbeugung
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Biografisches Handbuch
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Otto Machold

Geboren am 25. Dezember 1888 in Oelze, Ortsteil von Katzhütte | erschossen am 23. Oktober 1949 | Ort des Vorfalls: Zwischen Tettau und Hasenthal (Thüringen)

Der 60-jährige Schuhmachermeister Otto Machold wurde kurz vor der Demarkationslinie als Schmuggler gestellt und durch eine Karabinerkugel schwer verletzt. Im Rucksack hatte er Christbaumkugeln.

Durch das unwegsame, dichtbewaldete Gelände zwischen Hasenthal am Rennsteig und dem oberfränkischen Tettau führte nur ein Fußpfad, der Tettauer Steg. Am Abend des 22. Oktober 1949 verabschiedete sich der 60-jährige Schuhmachermeister Otto Hermann Edwin Hildebert Machold von seiner Frau Luise und begab sich auf diesen etwa fünf Kilometer langen Weg. Er wollte für seinen Oelzener Handwerksbetrieb Arbeitsmaterialen beschaffen und hatte als Tauschware Christbaumkugeln eingepackt.

Auch der Grenzpolizei war bekannt, dass der Tettauer Steg von Grenzgängern genutzt wurde. Günther T. und Adalbert B. richteten deshalb bei ihrem Streifengang besondere Aufmerksamkeit auf diesen Pfad. Als sie gegen 19 Uhr, von einer Querstraße kommend, einen Mann mit zwei Rucksäcken bemerkten, stand für sie fest, dass hier ein „illegaler Grenzverletzer“ unterwegs war. Als sie ihn anriefen, lief Otto Machold weiter in Richtung der Grenze, die nur noch 110 Meter entfernt war. Nach zwei erfolglosen Warnschüssen feuerte Adalbert B. gezielt auf den Flüchtenden. Dann vernahmen sie keine Bewegungen mehr. Die beiden Grenzpolizisten fanden den Mann schließlich im Dickicht auf dem Bauch liegend. Nur mit ihrer Unterstützung konnte er noch aufstehen. „Ihr habt mich getroffen“, sagte er. Günther T. tastete den Mann ab, bemerkte aber im Dunkeln die Verletzung des Festgenommenen auf der linken Brustseite nicht. Die Grenzpolizisten feuerten daraufhin Signalpatronen ab, um Hilfe herbeizurufen. Da keine Reaktion folgte, griffen sie Otto Machold unter die Arme und machten sich zu Fuß auf den Weg zurück zum Kommando. Später kam ihnen eine Streife entgegen, die Otto Machold zum Kommando brachte. Dort erst stellte ein Sanitäter fest, dass der Festgenommene einen Brustdurchschuss erlitten hatte. Man brachte ihn nach der Erstversorgung ins Krankenhaus Gräfenthal. Am Morgen des nächsten Tages starb Otto Machold um 6.30 Uhr. Seine Beisetzung erfolgte in seinem Heimatort Oelze.

Der Schütze Adalbert B. ist 1972 verstorben. Das Ermittlungsverfahren der Berliner Staatsanwaltschaft gegen Günther T. wurde 1995 eingestellt, weil dem ehemaligen Grenzpolizisten kein direkter oder bedingter Tötungsvorsatz nachgewiesen werden konnte. Er habe „im Vertrauen auf die Rechtsgültigkeit der damaligen Befehlslage“ gehandelt.

Autor:
jk
Recherche:
jk, MP
Quellen:
  • Standesamt Gräfenthal: Sterbefallanzeige Nr. 58/1949. Kreisarchiv Sonneberg.
  • ZERV: Strafsache wegen Totschlags, z. N. von Otto Machold. LAB, D Rep. 120–02, Acc. 8346, StA KG Berlin, 2 Js 1152/92.
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Abkürzungsverzeichnis
Name
Machold, Otto
Geschlecht
männlich
Geburtsdatum
25. Dezember 1888
Geburtsort
Oelze, Ortsteil von Katzhütte
Letzter Wohnort
Oelze, Ortsteil von Katzhütte
Staat des Vorfalls
DDR
Region des Vorfalls
Thüringen
Ort des Vorfalls
Zwischen Tettau und Hasenthal
Todesursache
Schusswaffen
Datum des Vorfalls
23. Oktober 1949
Todesalter
60
Teilprojekt
innerdeutsche Grenze
Fallgruppe
bei Kontrollen
Personengruppe
Zivilisten / DDR
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