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Biografisches Handbuch

Klaus Körner

geboren am 21. Juli 1939 in Arnstadt | getötet durch Minenexplosion am 15. November 1962, geborgen am 14. Dezember 1962 | Ort des Vorfalls: Minenfeld 21 zwischen Obersuhl (Hessen) und Untersuhl (Thüringen), 150 Meter südlich der Straße Obersuhl - Untersuhl
Zwei junge DDR-Bürger konnten sich Anfang der 60er Jahre nicht zwischen dem Leben in Ost- oder Westdeutschland entscheiden und pendelten unstet zwischen der DDR und der Bundesrepublik. Am 15. November 1962 starben sie in einem Minenfeld auf dem Weg von West nach Ost. Ihre Leichen wurden erst einen Monat später gefunden.

Der in Thüringen geborene Klaus Körner flüchtete 1956 als 17-Jähriger nach West Berlin, doch seine Mutter holte ihn zurück in die DDR. Ende März 1961 floh er erneut nach West-Berlin und dann bis Februar 1962 in die Bundesrepublik. Anschließend kehrte er für ein halbes Jahr in die DDR zurück, lebte aber seit Sommer 1962 wiederum in der Bundesrepublik. Offensichtlich faszinierte ihn das Leben im Westen, es gelang ihm jedoch nicht, dort Fuß zu fassen. Von Ende Juni bis zum 12. September 1962 war er in einem Obdachlosenheim in Bremerhaven gemeldet, die dortigen Behörden registrierten ihn danach als „unbekannt verzogen“.

Es ist nicht bekannt, warum Klaus Körner und Erich Janschke am Abend des 15. November 1962 versuchten, durch die streng bewachten und verminten Grenzanlagen zurück in die DDR zu gelangen. Sicher ist, dass die beiden jungen Männer die Grenze etwa 150 Meter südlich der Straße von Obersuhl in Hessen nach Untersuhl in Thüringen überquerten. Sie durchkrochen zwei Drahtzäune, gelangten ins Minenfeld und lösten dort mindestens eine Mine des Typs POMS 2 aus, die sie tödlich verletzte. DDR-Grenzer nahmen zwar eine Detonation wahr, konnten aber wegen des starken Bewuchses das Gelände nicht einsehen. Man vermutete, ein Wildschwein habe die Detonation ausgelöst. Erst am 14. Dezember 1962 entdeckten Pioniere des 2. Grenzregiments Eisenach bei Instandsetzungsarbeiten an den Grenzzäunen zwei bereits stark verweste Leichen. Bei einem Toten fand man einen westdeutschen Personalausweis, eine Lohnabrechnung und eine von der Zolldienststelle Helmstedt ausgestellte ältere Bescheinigung über die Einziehung eines Personalausweises, ausgestellt auf Klaus Körner.

Der Chef der Grenztruppen ordnete nach dem Vorfall an, in Zukunft sei die Ursache aller wahrgenommenen Minendetonationen eindeutig festzustellen. Darüber hinaus teilte der stellvertretende DDR-Verteidigungsminister Admiral Waldemar Verner dem ZK-Sekretär für Sicherheitsfragen Erich Honecker in einem Schreiben vom 18. Dezember 1962 mit, „daß wir gegenwärtig in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft überprüfen, wie wir auf eine zweckmäßigere Art das Problem der Unkrautvernichtung zur Verbesserung des Schußfeldes, der Sicherung der Sperren und des Kontrollstreifens lösen können“.

Das Landgericht Mühlhausen sprach den für die Minenverlegung zuständigen Grenzoffizier Karl L., seit 1962 Chef des Pionierdienstes der 11. Grenzbrigade, in dieser Sache am 12. April 2001 vom Vorwurf des Totschlags frei, da die Getöteten „die Explosionsgefahr bei Überqueren des Minenfeldes bewußt in Kauf genommen haben, so daß der Tatbestand des Totschlags unter dem Gesichtspunkt der eigenverantwortlichen Selbstgefährdung entfällt“.

Siehe auch die Biografie von Erich Janschke.


Biografie von Klaus Körner, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/110-klaus-koerner/, Letzter Zugriff: 23.04.2024