Winfried Horst Bretfeld ist in den Recherchen durch einen Vermerk des Grenzschutzkommandos Küste (GSK) des Bundesgrenzschutzes (BGS) in Bad Bramstedt aufgetaucht. In dem Vermerk wurde am 2. November 1982 eine Sachverhaltsklärung festgehalten. Der Vorgang wird wie folgt geschildert:
„Am 27.10.81 wurde von einem Fischer in der Lübecker Bucht eine Wasserleiche geborgen. Sie soll in HEILIGENHAFEN begraben sein. Die DDR fordert die Nachlassgegenstände (pers. Unterlagen) der im Betreff genannten verstorbenen Person von der StÄV-DDR [Ständige Vertretung der BRD bei der DDR, HeHo] zurück.“
In eigenen Ermittlungen konnte der BGS schließlich die Identität der geborgenen Wasserleiche als Winfried Bretfeld feststellen. Er war am 6. Februar 1947 in Berlin geboren worden und lebte dort bis zu seinem Tod. Zuletzt wohnte er in Friedrichshagen, einem ehemaligen Kolonistendorf am Nordufer des Müggelsees, welches als Ortsteil von Treptow-Köpenick seit 1920 ein Teil von Berlin ist.
Wie die Identifikation erfolgte, ist leider nicht überliefert worden. Überhaupt fehlen jegliche Informationen zum Zustand der Leiche beim Fund und zu eventuell mitgeführten Gegenständen. Dieser Umstand ist misslich, denn darüber könnte man Schlüsse über das tatsächliche Schicksal von Winfried Bretfeld ziehen. Es ist wahrscheinlich, dass Bretfeld zumindest seinen Ausweis bei sich hatte, als er in der Ostsee verstarb, denn ansonsten hätte die DDR keine „persönlichen Unterlagen“ von ihm zurückgefordert. Sollte das der Fall sein, wäre es ein Indiz für eine Flucht über die Ostsee. Die Flüchtlinge, die diesen Weg genommen haben, führten oft wasserdicht verpackt ihre wichtigsten persönlichen Dokumente wie Personalausweis, Wehrpass und Nachweise über ihre Ausbildung mit sich.
Abgesehen von Spekulationen haben wir Winfried Bretfeld hier aufgenommen, weil er als recht junger Mann genau in das Profil der Ostseeflüchtlinge passt. Auch der Bundesgrenzschutz hat auf dem zitierten Vermerk nur eine Hypothese für den Fall notiert: „gescheiterter Fluchtversuch?“
Winfried Bretfeld
Winfried Bretfelds Leiche wurde im Oktober 1981 von einem westdeutschen Fischer aus der Lübecker Bucht geborgen und in Heiligenhafen in Schleswig-Holstein begraben. Es ist bis heute nicht klar, ob er versucht hat, über die Ostsee aus der DDR zu fliehen.
Biografie von Winfried Bretfeld, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/winfried-bretfeld/, Letzter Zugriff: 21.12.2024