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Biografisches Handbuch

Werner Raabe

geboren am 21. Dezember 1939 in Danzig | tot aufgefunden am 22. September 1964 | Ort des Vorfalls: Ostsee
Am 22. September 1964 wurde am Strand von Warnemünde die Leiche des 24-jährigen Werner Raabe gefunden. Die Todesumstände sind unklar. Einiges spricht aber für einen gescheiterten Fluchtversuch des Rostockers, u.a. die Tatsache, dass er zwei mit Luft befüllte Rennradschlauchreifen um den Körper trug.

Einer Liste der Arbeitsgemeinschaft 13. August konnte die Information entnommen werden, dass die Leiche von Werner Raabe, der am 21. Dezember 1939 geboren wurde, am 22. September 1964 am Strand von Warnemünde gefunden wurde.

Diese spärlichen Informationen konnten mit dem Sektionsbericht einer als unbekannt aufgefundenen männlichen Leiche aus dem Archiv des Instituts für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Rostock sowie dem Sterbebuch und der Meldekartei von Raabe aus dem Stadtarchiv Rostock zusammengeführt werden. Daraus ergibt sich das Bild der vermutlichen Fluchtgeschichte eines 24-jährigen Mannes mit Todesfolge.

Werner Alfons Raabe wurde 1939 in Danzig geboren. Die Familie lebte später in der kleinen Stadt Laage bei Rostock. Für Werner Raabe sind in den 1960er Jahren mehrere Wohnanschriften bekannt: Neben der vermutlich ursprünglichen Adresse in Laage unter anderem in Rostock-Dierkow im Wohnheim der Reichsbahn und in Rostock-Reutershagen im Wohnheim der Bau-Union. Zudem wissen wir, dass er verheiratet war, die Ehe aber im Juni 1963 geschieden wurde.

Die Hintergründe seines Todes lassen sich nicht genau aufklären. Einige Indizien sprechen aber für eine Fluchtgeschichte. Zu nennen wären hier sein Alter, die geschiedene Ehe und der Zeitpunkt seines Leichenfundes. Die Liegezeit der Leiche wurde von den Obduzenten auf 8 bis 14 Tage geschätzt, d. h. die Ablandung wäre Anfang oder Mitte September und somit zu einem sehr geeigneten Moment für eine Flucht über die Ostsee erfolgt. Auf der Meldekartei aus Rostock ist zudem schwer lesbar vermerkt, dass sich Raabe in Haft befunden hat, was dafürspricht, dass sein Leben in der DDR nicht konfliktfrei verlief und er auch vor diesem Hintergrund einen Grund für das Verlassen der DDR gehabt haben könnte. 

Aus dem Bericht zur gerichtlichen Sektion, die am 24. September 1964 in Rostock durchgeführt wurde, wissen wir, dass Raabe bzw. der unbekannte männliche Tote mit einer Bade-, einer Turn- und einer langen Flanellhose bekleidet war. Auch diese übereinander getragenen Kleidungsstücke sind recht typische Kennzeichen bei Fluchten über die Ostsee. Er hatte darüber hinaus zwei mit Luft befüllte Rennradschlauchreifen zwischen den Beinen zum Brustkorb hochgeschlagen. Diese sollten vermutlich mit ihrer Auftriebskraft als Schwimmhilfen dienen.

Ob Werner Raabe wirklich über die Ostsee aus der DDR fliehen wollte und dabei verunglückt ist, lässt sich nicht mit endgültiger Sicherheit schlussfolgern. Vieles spricht jedoch dafür.


Biografie von Werner Raabe, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/werner-raabe/, Letzter Zugriff: 27.04.2024