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Biografisches Handbuch

Unbekannter Mann vom 29. April 1974

Geburtsdatum unbekannt | Tot geborgen am 29. April 1974 am Strand von Fehmarn | Ort des Vorfalls: Ostsee
Ende April 1974 wurde auf der Insel Fehmarn eine männliche Wasserleiche am Strand entdeckt. Wenige Tage später wurde in der Nähe des Fundortes ein Schlauchboot angespült.

Am Montag, den 29. April 1974, wurde nach tagelangem Oststurm an der Ostküste der Insel Fehmarn am Strand von Presen eine männliche Leiche entdeckt.

Der Mann war etwa 175 cm groß und sein Alter wurde auf 20-30 Jahre geschätzt. Bekleidet war er mit Textilien aus DDR-Fabrikation. Über einer Dederon-Badehose trug er eine lange Unterhose, deren Wäschezeichen die Herstellung in einem Volkseigenem Betrieb der DDR bekundete. Das oberste Beinkleid war eine lange Trainingshose. Weiterhin trug er über einem Unterhemd einen langärmeligen Pullover und hatte lange Wollsocken an den Füßen. Aufgrund dieser Indizien und der Richtung der vorangegangenen Sturmphase wurde vermutet, dass es sich um einen DDR-Bürger handelte.

Die Liegezeit der Leiche wurde auf drei bis sechs Monate geschätzt, was einen mutmaßlichen Todeseintritt im Winter mit dem Zeitraum Ende 1973 bis Anfang 1974 vermuten ließ.

Zur Klärung der Identität des Mannes informierte das Kriminalpolizeiamt des Landes Schleswig-Holstein via Fernschreiben die jeweiligen Behörden der Ostseeanrainerstaaten, unter anderem die Kriminalpolizei der DDR in Berlin, über den Fund, jedoch ohne Erfolg.

Etwas mehr als eine Woche nach dem Leichenfund wurde am selben Strand auf Fehmarn am 7. Mai 1974 ein stark beschädigtes Schlauchboot geborgen. Es war etwa zwei Meter lang und einen Meter breit. Am Heck befand sich ein Brett, das zur Aufhängung eines Außenbordmotors diente. An der Bootsinnenwand befand sich die Aufschrift „SÜDSEE II 70“. Da diese Bootsbezeichnung in der Bundesrepublik unbekannt war, ging man hier davon aus, dass es sich um ein DDR-Fabrikat handelte und vermutete aufgrund der örtlichen und zeitlichen Nähe einen Zusammenhang mit dem Leichenfund einige Tage zuvor.

Am 18. Juni 1974 gab es ein erneutes Schreiben aus Schleswig-Holstein an die Behörden der DDR. Diesmal an die Hauptverwaltung der Deutschen Volkspolizei in Briefform mit den dokumentierten Identifikationsmerkmalen als mehrseitige Anlage und der Bitte um eine mögliche Identifizierung des Toten und einer entsprechenden Mitteilung an den Absender.

Die nun aufgenommenen Bemühungen der DDR-Behörden um eine Identifizierung verliefen jedoch erfolglos. Ein Abgleich mit den Vermissten- und Fahndungsmeldungen sowie der Fingerabdrücke mit dem daktyloskopischen Register der Kriminalpolizei ließen kein übereinstimmendes oder ähnliches Pendant zu den übermittelten Merkmalen finden.

Da der unbekannte Mann nicht identifiziert werden konnte, ist nicht mit Sicherheit feststellbar, ob es sich um einen DDR-Bürger handelte, der bei einem Fluchtversuch über die Ostsee ums Leben kam. Doch berücksichtigt man die Indizien der Herkunft einiger Textilien, der für die Bundesrepublik fremden Bootsbezeichnung wie auch den Zeitraum, liegt die Vermutung nahe, dass der Mann im Winter oder Frühjahr sein Glück versuchte, mittels eines Schlaubootes über die Ostsee nach Schleswig-Holstein zu gelangen.

Der unbekannte Mann wurde in Bannesdorf auf Fehmarn bestattet.


Biografie von Unbekannter Mann vom 29. April 1974, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/unbekannter-mann-vom-29-april-1974/, Letzter Zugriff: 27.04.2024