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Biografisches Handbuch

Günter Klein

geboren am 16. Januar 1940 in Bad Landeck (heute: Lądek-Zdrój, Polen) | vermutlich am 10. oder 11. Juni 1962 ertrunken (verschollen) | Ort des Vorfalls: Ostsee
Zwei junge Männer aus Werdau versuchten vermutlich an Pfingsten 1962 von Dierhagen aus mit einem Faltboot über die Ostsee zu fliehen. Das Faltboot wurde stark beschädigt östlich von Zingst gefunden. Von Günter Klein und seinem Freund Siegward Guder fehlt seitdem jede Spur.

Günter Klein wurde am 16. Januar 1940 im geschichtsträchtigen schlesischen Kurort Bad Landeck geboren, einem der ältesten Heilbäder Europas. Heute liegt die Stadt Lądek-Zdrój im polnisch-tschechischen Grenzgebiet und gehört zur Woiwodschaft Niederschlesien.


Familie Klein musste vermutlich 1945 die Region verlassen und fand im sächsischen Werdau eine neue Heimat. Günter Klein machte eine Ausbildung zum Schlosser und arbeitete beim VEB Rohrleitungsbau Werdau. Im Jahr 1962 war der 22-jährige Günter auch mit einem Nebenwohnsitz in Ribnitz-Damgarten gemeldet. Hier war er beim VEB Faserplattenwerk Ribnitz als Schlosser beschäftigt und wohnte in einem Wohnheim in Ribnitz.


Über die Pfingsttage 1962 bekam er Besuch von seinem Freund aus Werdau, dem 21-jährigen Siegward Guder. Dieser war Student an der Bergakademie in Freiberg, vermutlich kannten sich beide aus Jugendtagen in Werdau.


All diese Informationen stammen aus Dokumenten der Nachwendezeit, in der die Schwester von Siegward Guder mit der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns korrespondierte, um etwas über das Schicksal ihres Bruders, der wie sein Freund Günter Klein seit dem 10. Juni 1962 verschollen war, herauszufinden. Dieser Briefwechsel ist in den Akten der Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) dokumentiert. Die ZERV befasste sich mit dem Fall Klein/Guder, da vermutlich beide bei einem Fluchtversuch mit einem Faltboot über die Ostsee ums Leben gekommen und die Hintergründe unaufgeklärt waren.


Außer Indizien konnten aber keine konkreten Ergebnisse zusammengetragen werden, weder 1962 durch die VPKA Ribnitz-Damgarten noch in den 1990er Jahren durch die von der Schwester Guders angefragten Landesministerien oder die Berliner Polizeibehörde ZERV. Bekannt geworden war nur, dass Guders Motorrad, mit dem er auf den Darß angereist war, am Pfingstsonntag, dem 10. Juni 1962, herrenlos am Strand von Dierhagen gefunden worden war. Als der Bruder von Siegward das Motorrad abholte, erfuhr er, dass die beiden jungen Männer zuletzt am zweiten Pfingstfeiertag in einem Kulturhaus beim Tanz gesehen wurden. Am 12. Juni wurde dann ein stark beschädigtes Faltboot, das den beiden aufgrund darin vorgefundener persönlicher Dinge zugeordnet wurde, am Strand von Zingst entdeckt. Von den beiden 21- bzw. 22-Jährigen fehlte hingegen jede Spur.


Die ZERV kam nach Prüfung aller bekannter Fakten zu dem Schluss, dass es sich um eine Flucht mit Todesfolge gehandelt habe. In einer Verfügung vom Juli 1994 wurde vermerkt, dass sich keine Anhaltspunkte für eine Gewalttat an der Grenze ergeben haben und dass „Siegward Guder und Günter Klein […] offenbar beim Versuch, über die Ostsee in die Bundesrepublik Deutschland zu flüchten, ertrunken“ sind. Ob ihr Ziel wirklich die Bundesrepublik war oder nicht viel eher das Gedser Feuerschiff oder gleich das dänische Festland der Insel Falster – das Fluchtziel vieler Ostdeutscher, die in den 1960er Jahren vom Darß aus die Flucht über die Ostsee ergriffen –, lässt sich nicht mehr herausfinden. Auch zu den Leichen oder dem sonstigen Verbleib der beiden jungen Männer lässt sich bis heute keine Spur finden.


Es bleibt eine Vermutung, dass die beiden an Pfingsten 1962 mit einem Faltboot in Dierhagen oder Umgebung aufbrachen und ihre Flucht tödlich endete.


Biografie von Günter Klein, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/guenter-klein/, Letzter Zugriff: 28.04.2024