In den Abschiedsbriefen an seine Eltern und seine Freundin klagte Unteroffizier Elmar Werrmann, dass er mit den Nerven völlig am Ende sei, seine Lage sei ausweglos, er wisse nicht mehr weiter. Werrmann hatte sich zuvor mehrfach unerlaubt von der Truppe entfernt und bei seiner Freundin aufgehalten. Außerdem hatte er eine Handverletzung simuliert, um eine Dienstbefreiung zu erlangen. Am 16. Februar 1970 kehrte Werrmann nicht pünktlich vom Ausgang in die Kaserne zurück. Nach der Meldung über Werrmanns erneutes Disziplinarvergehen forderte ihn seine vorgesetzte Dienststelle telefonisch auf, sich am nächsten Morgen an seinem Einsatzort, einem Funkabhörfahrzeug, einzufinden und vor „dem Kollektiv” zu rechtfertigen. Aus Furcht vor möglichen Disziplinarmaßnahmen erschoss sich Elmar Werrmann am 17. Februar 1970 kurz nach Mitternacht mit seiner Maschinenpistole in dem Abhörfahrzeug des Grenzregiments Sonneberg.
Das MfS hielt nach der Todesfalluntersuchung fest, eine „Kette von Disziplinarvergehen und -verstößen waren für den labil und sensibel veranlagten Werrmann die Ursachen für den Selbstmord. Auf Grund seiner Charaktereigenschaften war er nicht in der Lage, mit eigener Kraft den richtigen Ausweg zu finden, wobei ihm ein mangelndes Vertrauen zu seinen Vorgesetzten und zu seinem Kollektiv fehlte. Den letzten Anstoß für den Selbstmord hat vermutlich der Anruf von der vorgesetzten Dienststelle in Berlin gegeben, wo er Stellung zu seinem Verhalten nehmen sollte.”
Elmar Werrmann arbeitete vor seiner Einberufung als Präzisionsrohrwerker im VEB Stahl- und Walzwerk Riesa. Seine Beurteilungen durch den Betrieb fielen positiv aus, er war FDJ-Mitglied, hatte ein gutes Verhältnis zu den Eltern. Im Wohngebiet und auf der Arbeitsstelle soll er „stets willig, hilfsbereit und kameradschaftlich” aufgetreten sein. In der FDJ-Gruppenleitung des Betriebes nahm er die Funktion eines Kassierers wahr. Sein Charakter wurde „als offen und ehrlich eingeschätzt”. Nach der Selbsttötung erhielten die Beurteilungen Werrmanns eine überwiegend negative Färbung. Nun hieß es, Werrmann sei während seiner Ausbildung als Unteroffiziersschüler inaktiv gewesen. Seine Vorgesetzten meinten, er weise „keine guten Kommandeurseigenschaften” auf. Er habe dann aber als Horchfunker in einer Spezialeinheit der NVA-Grenze gute Leistungen gezeigt und sei deswegen nach einer von ihm eingereichten Beschwerde doch noch zum Unteroffizier befördert worden.
In seinen Abschiedsbriefen bat Elmar Werrmann darum, ihm einen Wimpel der BGS Stahl-Riesa in den Sarg zu legen.