Der am 26. Juni 1943 in Dresden geborene Claus Hoffmann wurde am 30. September 1986 das letzte Mal lebend gesehen und ist seitdem verschollen. Er war verheiratet und Vater einer 11jährigen Tochter und eines 4jährigen Sohnes. Er lebte mit seiner Familie in Dresden und arbeitete als Produktionsingenieur im Volkseigenen Betrieb (VEB) Kombinat Bau in Radebeul. Für einen visafreien Urlaub in der Sozialistischen Republik Rumänien besaß Hoffmann eine seit dem 8. April 1986 gültige Reiseerlaubnis des Volkspolizeikreisamtes Dresden. Nach Angaben von Heidrun Hoffmann reiste ihr Ehemann am 30. September 1986 um 10:22 Uhr vom Hauptbahnhof Dresden per Eisenbahn mit dem Hungaria-Express ab. Freunde in der tschechischen Stadt Brno (Brünn) hätten Claus Hoffmann am selben Abend am Personenzug nach Rumänien verabschiedet. Seitdem fehlte jede Spur von ihm. Den DDR-Behörden teilte Frau Hoffmann später mit, ihr Ehemann sei in die rumänische Stadt Caransebeş gefahren, um dort bulgarische Bergsteigerfreunde zu treffen und mit ihnen das Făgăraş-Gebirge in den Südkarpaten Rumäniens zu besteigen. Hoffmann war Mitglied des Dresdner „Touristenclubs für Alpinismus „Dachsensteiner‘“. In Bulgarien hatte er 1980 Mitglieder der Sektion Alpinismus „Akademik“ des Sportclubs „Kl.Orchridski“ kennengelernt, sich mit ihnen angefreundet und mit ihnen in den folgenden Jahren gemeinsame Klettertouren unternommen.
Als Datum seiner Rückreise war in den Reispapieren der 7. Oktober 1986 eingetragen. Heidrun Hoffmann sagte 2010 im Zeitzeugengespräch mit Stefan Appelius, ihr Ehemann habe sich aus Ärger über „die Mangelwirtschaft der DDR“ entschlossen, von Rumänien durch den Grenzfluss Donau an das serbische Ufer zu schwimmen, um sich dann zur Botschaft der Bundesrepublik Deutschland nach Belgrad durchzuschlagen. Um seinen Fluchtplan zu verwirklichen, habe der sportliche Bergsteiger und Schwimmer ein Jahr lang gründlich trainiert sowie einen Neopren-Anzug, Bleigürtel und Tauchermesser mitgenommen. Heidrun Hoffmann und ihr Sohn brachten Claus Hoffmann am 30 September 1986 zum Dresdner Hauptbahnhof. Sie erinnert sich, dass der Zug etwa um 10.20 abfuhr. „Das Letzte, was wir von unserem Vater sahen, war sein winkender Arm aus dem Fenster. Noch heute kann ich nur schwer abfahrende Züge aushalten!“ Stefan Appelius geht davon aus, dass Claus Hoffmann beim Fluchtversuch in der starken Strömung der Donau ertrunken und in diesem Grenzfluss zwischen Rumänien, Jugoslawien und Bulgarien spurlos verschwunden sei.
Die Staatsanwaltschaft des Bezirks Dresden ersuchte am 25. Februar 1987 die Abteilung Internationale Verbindungen beim Generalstaatsanwalt der DDR, bei den rumänischen Justizbehörden Auskünfte über den Vermissten einzuholen. Primär sollte geklärt werden, ob Hoffmann in den Ortschaften und Herbergen der Region des Făgăraş-Gebirges gemeldet sei, ob eventuell seine Dokumente oder andere persönliche Dinge gefunden wurden oder ob es im vergangenen Oktober im Gebirge oder anderweitig einen Unfall „mit einem unbekannten, bisher nicht identifizierten Toten gegeben hat“. Die Generalstaatsanwaltschaft schickte diese Anfrage am 3. März 1987 zunächst an die MfS-Hauptabteilung IX/9 (Strafrechtliche Ermittlungen – Untersuchungsorgan), namentlich an Peter Pfütze, den Leiter der MfS-Arbeitsgruppe Untersuchungsaufgaben im sozialistischen Ausland. Ein analoges Gesuch erging am 26. März 1987 an Konsul Grahl in der DDR-Botschaft Bukarest. Die DDR-Botschaft bat am 8. April 1987 das Ministerium des Innern Rumäniens um Unterstützung bei der Suche nach Claus Hoffmann. Die dortige Direktion für Pässe, Ausländernachweis und Kontrolle der Grenzübergangsstellen antwortete am 25. Mai 1987, dass der verschollene DDR-Bürger im Zeitraum vom 30. September bis zum 30. Dezember 1986 nirgendwo in den Kreisen Caraș-Severin, Sibiu und Brașov registriert worden sei. Auch seien damals keine Bergtouren für den deutsch-bulgarischen Bergsteigerclubs „Akademik“, dem, Hoffmann angehörte, im Făgăraş-Gebirge organisiert gewesen. Für weitere Untersuchungen zum Verschwundenen forderte Rumäniens Innenministerium ein möglichst aktuelles Foto sowie Finger- und Zahnabdrücke Hoffmanns an.
Indessen informierte Konsul Grahl am 22. Mai 1987 den Generalstaatsanwalt der DDR über die Angaben von Heidrun Hoffmann zur Abreise ihres Ehemanns und seine Verbindungen zu bulgarischen Bergsteigern. Konsul Grahl meinte, nach der Abfahrt von Claus Hoffmann am 30. September 1986 wäre eine Ankunft in Rumänien erst am 2. Oktober möglich, wobei die Stadt Caransebeş (Karansebesch), die er in seinem Reiseantrag als Ziel angegeben hatte, etwa 300 Kilometer vom Făgăraş-Gebirge entfernt liegt. Da Hoffmanns Reisedokumente bereits ab dem 8. Oktober 1986 ungültig waren, hätte er zuvor im legalen Rahmen höchstens drei Tage für den Gebirgsaufenthalt und dann mindestens zwei Tage für die Rückreise einplanen müssen. Deshalb sei die angebliche Bergtour sehr zweifelhaft, weil dafür gewöhnlich 14 Tage anzusetzen seien. Außerdem sei die von Hoffmann mitgeführte Bekleidung und Ausrüstung für eine Bergtour im Herbst untauglich gewesen. Konsul Grahl vermutete, Hoffmann habe, falls er überhaupt in Rumänien angekommen sei, das Land auf ungesetzliche Weise verlassen. Tatsächlich liegt Caransebeş etwa 90 Kilometer von der Donaugrenze zu Serbien entfernt.
Letztendlich waren sämtliche Nachforschungen vergeblich. Die Konsularabteilung des DDR-Außenministeriums erhielt am 17. September 1987 von dem Ministerium für Innere Angelegenheiten Bulgariens die Mitteilung, dass Hoffmann in den Jahren 1986 und 1987 nicht in das bulgarische Staatsgebiet eingereist und somit anderswo verschollen sein müsse. Überdies seien bulgarische Freunde Hoffmanns in der genannten Zeitspanne nicht in Rumänien gewesen. Am 25. April 1988 konstatierte die Generalstaatsanwaltschaft der DDR, dass alle mit den rumänischen und bulgarischen Dienststellen ausgetauschten Informationen zu Hoffmanns Verbleib ergebnislos geblieben waren und höchstwahrscheinlich auch künftig keine weiteren Erkenntnisse zu seinem Aufenthalt zu erwarten seien. Daraufhin stellte die – DDR-Generalstaatsanwaltschaft die Suche nach dem Vermissten ein. Auch das DDR-Innenministerium konnte den Vermisstenfall Claus Hoffmann nicht aufklären. Sein Schicksal bleibt ungeklärt. Auf Antrag von Heidrun Hoffmann erfolgte am 24. Mai 1993 die Todeserklärung für Klaus Hoffmann durch das Amtsgericht Dresden.