Christoph von Bültzingslöwen wurde am 4. Februar 1948 in der traditionsreichen Stadt Sangerhausen im heutigen Sachsen-Anhalt im südlichen Harzvorland geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist kaum etwas bekannt – nur, dass seine Familie stark religiös geprägt war.
Nach seiner Schullaufbahn arbeitete er im etwa 50 Kilometer nördlich von Sangerhausen gelegenen Staßfurt im VEB-Fernsehgerätewerk. In seiner Brigade lernte er auch seinen späteren besten Freund kennen, der sich um sein Andenken sehr verdient gemacht hat. Sie besuchten gemeinsam die Abendschule und vertrauten sich. Der Freund hat später gegenüber der Ostseezeitung angegeben, dass sein Freund Christoph, solange er ihn kannte, ein freiheitsliebender Mensch und Gegner des Regimes gewesen sei.
Wir wissen nicht, was 1973 passiert war, aber laut dem Freund wurde der Druck für Bültzingslöwen in diesem Jahr unerträglich und er beschloss, die DDR über die Ostsee zu verlassen. Im Gegensatz zu seiner Familie weihte er seinen Freund in seine Pläne ein und dieser half ihm auch bei den Vorbereitungen. Wahrscheinlich wollte Christoph von Bültzingslöwen so sicherstellen, dass seine Familie im Fall von Ermittlungen gegen ihn nach seiner Flucht nicht wegen Mitwisserschaft belangt werden konnte.
Obwohl sein Freund versuchte, ihn von dem Gedanken abzubringen, entwickelte Christoph den Plan, mit einer aus zwei Luftmatratzen gebildeten Konstruktion die Ostsee in Richtung Lübecker Bucht zu durchqueren und sich auf See von einem westlichen Schiff aufnehmen zu lassen. Er begab sich wahrscheinlich am 25. August 1973 nach Boltenhagen, denn für den Zeitraum vom 25. August bis zum 1. September hatte er dort einen Zeltplatz gemietet. Für die Reise nutzte er sein Kraftrad, mit dem er sich (vermutlich am 31. August 1973) dann vom Campingplatz Boltenhagen aus weiter in Richtung Westen nach Brook begab. Dort stellte er sein Krad ab und begab sich ins Wasser.
Er konnte seinen Plan offensichtlich nicht umsetzen, denn sein Freund in der DDR hat von ihm nie die verabredete Postkarte ohne Absender erhalten, die seine Ankunft signalisieren sollte. Stattdessen fanden sowjetische Soldaten seine Leiche etwa zwei Wochen nachdem Christoph von Bültzingslöwen ins Wasser gegangen war auf der Halbinsel Wustrow. Die Leiche war stark verwest und so weit in den Strand eingetrieben worden, dass nur noch ihr Rücken erkennbar war. Die Obduzenten konnten keine Vorerkrankungen und keine zu Lebzeiten erlittenen Gewalteinwirkungen feststellen. Demnach schlossen sie auf einen Tod durch Ertrinken. Nach Abschluss der Obduktion wurde er anonym von sowjetischen Soldaten auf dem Bad Doberaner Friedhof beigesetzt.
Sein Freund konnte erst nach der Wiedervereinigung davon erfahren und setzte sich jahrelang dafür ein, dass sein Freund eine würdige Grabstätte erhält. Er erreichte sein Ziel 2016. Seitdem markiert ein Grabstein das Grab von Christoph von Bültzingslöwen.