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Biografisches Handbuch

Arndt Täubrich

geboren am 20. Juli 1953 | Fund der Leiche am 15. September 1971 | Ort des Vorfalls: Ostsee
Arndt Täubrichs Leiche wurde Mitte September 1971 in Heiligendamm geborgen, nachdem er am 23. August 1971 allein aus Sachsen an die Ostsee aufgebrochen war. Ein Fluchtzusammenhang lässt sich bis heute nicht ausschließen.

Am 15. September 1971 wurde am Strand von Heiligendamm an der Ostsee die unbekleidete Leiche eines jungen, unbekannten Mannes gefunden und noch am selben Tag in Rostock einer Sektion unterzogen.

Dabei stellte sich heraus, dass auf den Hosenresten, die der Leiche anhafteten, noch ein Markenzeichen und Seitenschlitze erkennbar waren. Abgesehen davon war die Leiche nach einer Liegezeit von zwei bis vier Wochen bei sommerlichen Temperaturen in einem so fortgeschrittenen Fäulniszustand, dass keine weiteren äußeren Merkmale zur Identifikation feststellbar waren.

Auch die Todesursache war medizinisch nicht mehr festzulegen und so notierten die Obduzenten: „Da sich keine Anhaltspunkte für eine andere Todesursache ergaben, kann unter Kenntnis der Auffindungssituation und des Vorganges ein Tod durch Ertrinken angenommen werden.“

„Auffindungssituation“ meint hier die Tatsache, dass die Leiche an den Strand gespült worden war. Im Volkspolizeikreisamt (VPKA) Bad Doberan hatte man nach geglückter Identifikation der Leiche als Arndt Täubrich den zu ihm vorliegenden Vermisstenvorgang aus dem VPKA Sebnitz in Sachsen hinzugezogen. Dort hatte man festgestellt das Täubrich am 23. August 1971 die elterliche Wohnung in Stolpen verlassen hatte. Am Dresdner Hauptbahnhof kaufte er sich dann eine Fahrkarte nach Stralsund.

Am 31. August, seitdem galt er als vermisst, wurden seine Kleidungsstücke und sein Personalausweis in Wilhelmshöhe, das am Strand direkt westlich an Warnemünde angrenzt, gefunden. Zwei Wochen später wurde dann die unbekannte Leiche am Strand von Heiligendamm, etwa zwölf Kilometer westlich von Wilhelmshöhe gefunden. Die Identifikation erfolgte schließlich auf Grundlage der Turnhose, deren Seitenschlitze und Markenzeichen genau der Hose entsprachen, die Täubrich auf dem Dresdner Hauptbahnhof getragen hatte. Endgültige Sicherheit brachte ein Zahnstandsgutachten.

Ob Arndt Täubrich ein Flüchtling war, oder nur Opfer eines Badeunfalls wurde, lässt sich heute nicht endgültig feststellen. Es ist für einen jungen Mann, der noch bei seinen Eltern wohnte, untypisch gewesen, ohne Abmeldung in den Urlaub zu fahren. Im Gegensatz zu Flüchtlingen, die oft ihre unmittelbare Umgebung im Dunkeln über ihre Absichten gelassen hatten.

Andererseits hatte er seinen Personalausweis zurückgelassen, was Flüchtlinge fast nie freiwillig taten, denn sie wollten sich ja nach der Flucht ausweisen können. Zu seiner Motivlage findet sich eine interessante Notiz beim VPKA Bad Doberan: Dort hatte man notiert Täubrich „habe einen gewissen Abenteurerdrang gezeigt und wäre gern Seemann geworden.“

Solcherlei Notizen von Strafverfolgungsbehörden sind natürlich mit Vorsicht zu betrachten und sie helfen auf der Suche nach Arndt Täubrichs Todesursache nicht sehr weit. Einerseits ist durchaus vorstellbar, dass er seinen Traum eher im Westen sah und sich von Wilhelmshöhe aus schwimmend auf ein Schiff auf der Außenreede des Hafens Warnemünde anschwimmen wollte, um so zu fliehen. Andererseits könnte es sich dennoch um einen einfachen Badeunfall eines jungen Mannes handeln, der im Sommer 1971 allein an die Ostsee gefahren ist.

Jedenfalls lässt sich ein Fluchtzusammenhang nicht gänzlich ausschließen. Eine Einsichtnahme in den Vermisstenvorgang der Kriminalabteilung des VPKA Sebnitz mit der Tagebuchnummer 314/71 könnte hier Klärung bringen.


Biografie von Arndt Täubrich, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/arndt-taeubrich/, Letzter Zugriff: 28.04.2024