Rudolf Gerstendörfer wuchs im Dorf Kosel(heute: Kozly u České Lípy, Tschechien) auf, das im böhmischen Teil der damaligen Tschechoslowakei lag. Nach dem Kriegsende musste der gelernte Schneider seine Heimat verlassen und zog nach Kambachsmühle (Krayenberggemeinde). Er heiratete 1950 Elisabeth Janich, gemeinsam bekamen sie zwei Töchter und zwei Söhne. In Vacha arbeitete er in einem Getreide und Silolager der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft. Beliebt war sein Akkordeonspiel: Auf Dorffesten saß er mit anderen Musikern gemeinsam auf dem Umzugswagen und spielte auf.
Wegen eines Asthmaleidens bekam Rudolf Gerstendörfer von seiner Schwester, die in der Bundesrepublik lebte, regelmäßig ein Medikament zugeschickt. Am 8. Januar 1962 beabsichtigte der 36-Jährige, bei Vacha die Werra zu durchschwimmen, um zu seiner Schwester zu gelangen. Doch im Westen kam er nie an. Erst im Frühjahr 1962 trieb das Hochwasser die Leiche von Rudolf Gerstendörfer an die Oberfläche der Werra, wo sie am Nachmittag des 30. März von der Volkspolizei in der Nähe von Vacha geborgen wurde.