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Biografisches Handbuch

Johannes Simon

geboren am 23. März 1923 in Schönau (Uder) | gestorben am 5. März 1950 an den Folgen einer Schussverletzung vom 31. Januar 1950 | Ort des Vorfalls: bei Arenshausen (Thüringen)
Weil ein LKW auf sein Haltesignal nicht reagierte, schoss der Grenzpolizist Joachim F. auf den Fahrer. Dieser, ein 26-jähriger Familienvater, erlitt eine Schussverletzung, an der er nach langer Leidenszeit im Krankenhaus starb.

Der Kraftfahrer Johannes Simon, ein 26-jähriger Familienvater, besuchte nach dem Feierabend am 31. Januar 1950 eine Gastwirtschaft in Arenshausen. Dort sprach ihn ein junger Mann an und fragte, ob er ihn zum Bahnhof ins nahe gelegene Uder mitnehmen könne. Johannes Simon machte sich gegen 22 Uhr mit seinem Lkw Ford V8 auf den Heimweg nach Schönau (Uder) und nahm den jungen Mann als Beifahrer mit. Dieser hieß Walter U. und kam aus Frankfurt am Main. Er hatte ohne gültige Papiere unbemerkt die Grenze überschritten und wollte zu seinen Eltern nach Delitzsch. Um den Kontrollen der DDR-Grenzpolizei zu entgehen, hatte man ihm geraten, nicht in Arenshausen, sondern erst von Uder aus mit der Bahn zu fahren. Für Johannes Simon war es nichts Ungewöhnliches, jemanden mitzunehmen, die Zigaretten die ihm Walter U. als Dank gab, nahm er gern an.

Gut einen Kilometer hinter dem Ortsausgang von Arenshausen führten die Grenzpolizisten Wachtmeister S. und Joachim F. vom Kommando Rustenfelde zwei Frauen ab, die ebenfalls von der Bundesrepublik aus die Grenze ohne Interzonenausweis überschritten hatten. Als den Grenzpolizisten der Lkw von Johannes Simon entgegenkam, hob einer von ihnen die Hand zum Haltesignal, um das Fahrzeug zu kontrollieren – doch der Wagen fuhr einfach weiter. Daraufhin gab Wachtmeister Joachim F. zuerst einen Warnschuss ab und feuerte anschließend in Richtung des Führerhauses. Ein Schuss traf Johannes Simon in das rechte Gesäß. Blut lief an seinem Bein herab. Er brachte den Lkw nach 20 Metern zum Stehen. Gegenüber den herbeigeeilten Grenzpolizisten klagte er über starke Schmerzen und wollte nach Hause gebracht werden.

Während Wachtmeister S. die festgenommenen Frauen zur Kommandantur nach Arenshausen abführte, stieg Joachim F. zu Simon ins Fahrerhaus und steuerte den Wagen nach Schönau (Uder). Frau Simon wird die Männer erschrocken empfangen haben, als sie ihren Ehemann in die Wohnung hinauftrugen, vielleicht wurde das ein Jahr alte Kind wach. Sofort holte man einen Arzt herbei. Dieser legte zunächst einen Notverband an. Der Verletzte klagte weiterhin über einen brennenden Schmerz in der rechten Gesäßhälfte. Außerdem konnte er das rechte Bein im Hüft- und Kniegelenk nicht bewegen. Der Arzt überwies ihn ins Krankenhaus nach Heilbad Heiligenstadt. Zuvor noch vernahmen Grenzpolizisten den Verletzten. Er erklärte ihnen, er habe versucht zu bremsen, doch es sei ihm nicht gleich gelungen, auf der schneeglatten Straße zum Stehen zu kommen. Dies bestätigte 1993 auch Walter U. gegenüber den Ermittlern der ZERV.

Die Ärzte im Krankenhaus stuften die Oberschenkelschussverletzung zunächst als nicht lebensgefährlich ein, doch es entwickelten sich Komplikationen. Am Sonntag, dem 5. März 1950, starb Johannes Simon nach langer Leidenszeit an Wundstarrkrampf, Lungenentzündung und Herzschwäche im Krankenhaus Heiligenstadt.


Biografie von Johannes Simon, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/8-johannes-simon/, Letzter Zugriff: 21.11.2024