Jörn Dziwok kam als Sohn der Lehrerin Karin Dziwok und des Diplomlandwirts Peter Dziwok in Halle an der Saale zur Welt. Er besuchte von 1973 bis 1983 erfolgreich eine Polytechnische Oberschule. Im Januar 1985 trat er seinen dreijährigen Dienst in der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR an und wurde nach der Grundausbildung in der Offiziershochschule der NVA-Luftstreitkräfte „Franz Mehring“ in Kamenz als Mechaniker bei der Flak-Raketentruppe eingesetzt. Er bekleidete den Dienstgrad eines Unteroffiziers. Als sogenannter „Heimschläfer“ wohnte er weiterhin bei seinen Eltern in der Straße der Jungen Pioniere. Nach Angaben der MfS-Kreisdienststelle Kamenz galt Jörn Dziwok im Wohngebiet „als ein netter junger Mensch, der einen aufgeschlossenen Charakter hat und in seinem Wesen zuvorkommend und höflich ist“. Er habe die Absicht, nach seiner Dienstzeit bei der NVA Pädagogik in Dresden oder Maschinenbau in Magdeburg zu studieren.
Im Oktober 1986 versuchte Hauptmann Gottschalk von der MfS-Hauptabteilung I Jörn Dziwok als Stasi-Informant anzuwerben. Dziwok sollte über etwaige Fahnenfluchtabsichten, Westkontakte oder feindliche Verbindungen unter den Soldaten und Unteroffizieren der Flak-Raketentruppe berichten. Nach vier Kontaktgesprächen, bei denen Jörn Dziweok keine Angaben zu anderen Soldaten seiner Einheit machte und sich vielmehr darüber beschwerte, dass ihm eine beantragte Urlaubsreise nach Kuba verweigert worden war, befand Hauptmann Gottschalk den Anwerbeversuch im August 1988 als perspektivlos und bestimmte den IM-Vorlauf „Helmut“ zur Archivierung.
Im September 1989 machte sich der 22-jährige Jörn Dziwok auf den Weg nach Ungarn, dessen Grenze zu Österreich in der Nacht vom 10. auf den 11. September geöffnet wurde. Da die SED-Führung die Volkspolizeikreisämter angewiesen hatte, für „gefährdete Bürger“ keine Reisepapiere mehr nach Ungarn auszustellen, womit eine legale Ausreise über ČSSR-Grenzübergänge nach Ungarn für viele DDR-Bürger nicht mehr möglich war, versuchte auch Jörn Dziwok über die „grüne Grenze“ von der ČSSR nach Ungarn zu gelangen.
Am 27. Juni 1990 wurde sein Leichnam in dem Bach Kamenica (Kamenec) bei der slowakischen Ortschaft Preseľany nad Ipľom, 200 Meter vor der ungarischen Grenze gefunden. Der Gerichtsmediziner des Krankenhauses in Nitra, Dr. Josef Malý, stellte bei der Obduktion keine Anzeichen äußerer Gewalt fest. Offensichtlich hatten den 22-Jährigen bei der Flucht seine Kräfte verlassen. Dr. Malý datierte den Todeszeitpunkt zwischen September und November 1989. Die Beisetzung der sterblichen Überreste Jörn Dziwoks erfolgte auf dem St.-Just-Friedhof in Kamenz.