Alois Sulzer wurde am 3. Februar 1944 in Rosenberg (heute Rožmberk nad Vltavou) geboren. Sein Vater Alois war dort Wagnermeister, seine Mutter Aloisia, geb. Hutter, stammte aus dem nahen Větrná (Nesselbach). In Folge der Zwangsaussiedlung aus der Tschechoslowakei zog die Familie am 12. September 1946 nach Donzdorf im Kreis Göppingen (damals Württemberg-Baden). Dort wuchs Alois Sulzer mit seiner Schwester Herta Anna (*19.7.1941 in Rosenberg) auf.
Am 7. Juli 1960 verließ Alois Sulzer sein Zuhause und machte sich auf den langen Weg über Österreich in den Böhmerwald, wo auch die Familie seines Onkels František Hošek verblieb. Da Sulzers Visumsantrag zum Besuch der Verwandten im ca. 10 km von der österreichischen Grenze enfernten Loučovice (Kienberg) abgewiesen wurde, entschied er sich in die ČSSR auf eigene Faust zu gelangen. Am 14. Juli schickte er aus dem österreichischen Freistadt einen Brief an die Cousine Magdalena, in dem er sie über seine Absicht informiert. Sulzer fuhr von Freistadt mit dem Fahrrad über Summerau bis zur tschechoslowakischen Grenze, die er bei Dürnau überschritt. In einem verlassenen Haus an der Grenze hinterließ er sein Fahrrad, seine Gitarre und einen Brief, in dem er schrieb, dass er in die ČSSR gehen will und darum bittet, ihm seine Sachen nicht wegzunehmen.
Im Bereich des untergegangenen Ortes Mnichovice (Minichschlag) versuchte am 23. Juli 1960 der 16-Jährige den elektrisch geladenen Grenzzaun zu überwinden. Dabei wurde er etwa um 0.45 Uhr von einem Starkstromschlag getötet. Der bei der Untersuchung des Vorfalls eingetroffene Vertreter der Militärprokuratur ordnete eine Obduktion, eine Fotodokumentation und die Beerdigung an. Dabei entstanden Fotos von einer stark verunstalteten Leiche, deren Identifizierung – so die Kreisverwaltung des Innenministeriums – als „nicht geeignet und aus international-politischen Gründen untragbar“ betrachtet wurde. Alois Sulzer soll dabei kurz vor seinem Grenzübertritt von einem Mitglied der österreichischen Grenzpolizei gesichtet worden sein. Die österreichischen Grenzorgane fanden auch Sulzers hinterlassenen Sachen und stellte zwei entsprechende Nachfragen auf die tschechoslowakische Seite, diese wurden jedoch negativ beantwortet.
Am 2. November 1960 trafen Sulzers Eltern in Loučovice (Kienberg) ein, um sich bei der Grenzwache nach ihrem Sohn zu erkundigen. Dort erfuhren sie, dass Alois Sulzer weder in der ČSSR weilte, noch die ČSSR-Grenze überschritten habe. Die Frage der Mutter, ob sich ihr Sohn denn im Land versteckt aufhalten könnte, wurde negativ beantwortet, eine Fahndung auf dem ganzen Staatsgebiet sei ohne Ergebnis verlaufen. Der Leiter der Kreisabteilung des Innenministeriums Kapitän Podlešák versprach, dass er die Verwandten in Loučovice sofort informieren werde, sobald neue Erkenntnisse vorlägen. Am selben Tag wurden die Grenzer, die von dem Vorfall wussten, zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die Grenzwache, die Sulzers Leiche gefunden hatte, wurde zum 31. Oktober 1960 auf einen anderen Posten außerhalb Südböhmens versetzt.
Über Sulzers Schicksal wussten offiziell nur der Leiter des Grenzpostens, drei Offiziere vom Stab, ein Angehöriger der Militärischen Abwehr und der Nachrichtendienst Bescheid, und doch sickerte das tatsächliche Geschehen von Mund zu Mund durch. Von dem Vorfall erfuhr dadurch trotz aller Geheimhaltung Sulzers Onkel František Hošek, der in Loučovice wohnte und Kontakt mit Sulzers Eltern hielt. Hošeks Verdacht, dass der Tote an der Grenze sein Neffe war, wurde ihm im Sommer 1962 von Ladislav Havel bestätigt, einem pensionierten Unteroffizier vom Grenzposten Spáleniště. Hošek wandte sich deshalb am 8. Oktober 1962 an die Kreisabteilung des Innenministeriums in Český Krumlov (Krumau) mit der Forderung, den Fall zu untersuchen und Sulzers Eltern zu verständigen. Laut seiner Version wollte Sulzer vor allem seine Geliebte in Studánky (Kaltenbrunn) besuchen und hätte 600 DM bei sich gehabt. Das Innenministerium beharrte jedoch weiter auf der Geheimhaltung des Vorfalls, was mit den bereits erteilten negativen Auskünften an die österreichische Seite, mit dem zeitlichem Abstand und den von Sulzers Onkel nicht beizubringenden konkreten Beweisen begründet wurde. František Hošek musste sich mit der Versicherung zufrieden geben, dass die Angelegenheit einer Untersuchung bei den zuständigen Organen unterzogen wird. Auch Sulzers Eltern wandten sich erfolglos an die tschechoslowakischen Organe, die tschechoslowakische Militärmission in Berlin-Dahlem wie auch an das Tschechoslowakische Rote Kreuz. Der Tod ihres Sohnes wurde ihnen offiziell nicht bestätigt.Alois Sulzer wurde heimlich auf dem Zentralfriedhof in České Budějovice (Budweis) als Unbekannter begraben.