Leo Lingnau erblickte am 3. März 1938 in der damals ostpreußischen Kleinstadt Wormditt das Licht der Welt. Über seine Kindheit und Jugend und auch seinen beruflichen Werdegang ist bislang nichts bekannt. Im Jahr 1962, dem Jahr seiner Flucht, war der 24-Jährige verheiratet und lebte in Berlin-Mahlsdorf.
Seit dem 26. Juni 1962 wurde er vermisst. An diesem Tag machte er sich vermutlich auf den Weg nach Boltenhagen, um schwimmend über die Ostsee zu fliehen. Bei diesem Fluchtversuch war er jedoch nicht allein, sondern führte ihn gemeinsam mit einem 23 Jahre alten Arbeiter aus Berlin-Friedrichshain durch.
Dieser Fluchtpartner gab am 27. Juni gegenüber der Volkspolizei zu Protokoll, dass die beiden Männer circa eineinhalb Stunden auf die offene See hinausgeschwommen seien, dann aber umkehrten. Leo Lingnau hätte auf dem Rückweg einen Hustenanfall bekommen und sei ertrunken. Sein Begleiter musste die Flucht aufgrund eines Krampfes im Bein abbrechen, kehrte an den Strand zurück und wurde festgenommen.
Gut 14 Tage nach dem Fluchtversuch, am 11. Juli 1962, wurde die Leiche von Leo Lingnau in den Morgenstunden am Strand von Elmenhorst, an der Steilküste bei Boltenhagen gefunden. Die Obduktion erfolgte einen Tag später in Klütz und ergab als Todesursache, dass Lingnau höchstwahrscheinlich ertrunken sei.