Albert Jerke wurde am 5. Mai 1940 in Kielce, einer Stadt im Südosten Polens geboren. Seine 1921 geborene Mutter Auguste Emilie Jerke stammte aus Husberg in Schleswig-Holstein. Im November 1944 zog sie mit ihrem Sohn von Kielce nach Walpenreuth (Gemeinde Zell im Fichtelgebirge), wo sie 1948 den Zimmermann Peter Willy Puchta heiratete und bis zu ihrem Tod im Jahr 2001 wohnen blieb.
Am 4. Oktober 1961 versuchte Albert Jerke zwischen 17.00 und 17.50 Uhr die Grenze zur ČSSR im Bereich der 3. Kompanie der Grenzwache Pastviny zu überschreiten. Zunächst legte er sich 40 Meter vor der dreiteiligen Sperranlage in Gras und beobachtete diese. Dann überwand er den ersten Drahtzaun. Als er versuchte, über den mittleren, Starkstrom führenden Drahtzaun zu klettern, berührte er die elektrischen Leiter und wurde von einem Stromschlag getroffen. Der 21-Jährige starb sofort. Der Grund seines Versuchs, in die ČSSR zu gelangen, ist unbekannt.
Um 17.50 Uhr entdeckte eine Patrouille, bestehend aus Feldwebel Urbánek und Zugführer Gurecký, im Kontrollbereich Fußpuren, die von der Bundesrepublik in Richtung ČSSR führten. Sie folgten den Spuren und fanden zwischen dem äußeren und dem mittleren Grenzzaun die Leiche Albert Jerkes, die starke Verbrennungen am Gesäß und der rechten Wade aufwies. Der Feldwebel Urbánek feuerte einen Signalschuss ab, um Unterstützung anzufordern, dann versuchten die Grenzwächter vergeblich Jerke erste Hilfe zu leisten.
Am nächten Tag untersuchte eine Kommission, bestehend aus Leitungspersonal der 5. Brigade, dem Kreisprokurator und Technikern der Sicherheitspolizei (VB), den Vorfall. Hierbei stellten sie fest, dass der Durchbruchsort vom Wachposten nicht beobachtet werden konnte, da er ca. 400 Meter vom nächsten Wachturm entfernt war. Deshalb nahmen sie an, dass Jerke für den Grenzübertritt gut vorbereitet und – weil Urbánek vor Ort angeblich drei Pfiffe von deutscher Seite gehört haben wollte – möglicherweise nicht allein war.
Die Leiche wurde zur Obduktion ins Krankenhaus in Aš gebracht, als Todesursache wurde Herzstillstand festgestellt. Jerke hatte lediglich eine Bestätigung vom Gemeindeamt Walpenreuth über den Verlust seiner Personalunterlagen, zwei Fotografien und einen ungültigen 100 DM-Schein bei sich.
Rund 35 Kilometer vom Vorfallsort entfernt wurde 2006 in der Nähe des Grenzübergangs Svatý Kříž/Waldsassen ein Denkmal für die Opfer des Eisernen Vorhangs enthüllt. Es enthält die Namen von 82 Menschen, die zwischen 1948 und 1989 beim Versuch die tschechoslowakische Westgrenze zu überschreiten getötet wurden, unter ihnen auch den von Albert Jerke.