In Bergen auf Rügen erblickte Herbert Gottfried Martin Rohde am 13. Februar 1952 das Licht der Welt. Sein Vater war Neubauer und Geflügelzüchter. Die Eltern hatten 1950 in Sagard auf Rügen geheiratet und lebten in dem kleinen Dorf Lietzow, das an der Landverbindung zwischen dem Kleinen und dem Großen Jasmunder Bodden gelegen ist.
Über Martin Rohdes Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Die nächste Spur führt 21 Jahre später nach Neustrelitz im Bezirk Neubrandenburg, wo er als lediger junger Mann lebte und in einer Eisengießerei beschäftigt war. Diese Hinweise lassen sich dem Lagefilm des Volkspolizeikreisamtes (VPKA) Rügen vom 28. August 1973 entnehmen, in dem der Fund einer Wasserleiche in der Ostsee dokumentiert wurde. Die Leiche war um 6:15 Uhr von einem Kutter nordöstlich der Halbinsel Jasmund aufgenommen und nach Sassnitz gebracht worden. Anhand des Personalausweises, der bei der Leiche gefunden wurde, konnte festgestellt werden, dass es sich um Martin Rohde handelte. Die Leiche konnte nach erstem Augenschein nicht lange im Wasser gelegen haben.
Infolge der Ermittlungen des VPKA Neustrelitz wurde klar, dass Rohde einen Fluchtversuch von Rügen aus unternommen haben musste und dabei nicht allein war. Seit Freitag, dem 24. August 1973, waren er und Diethelm Hanslick, der ebenfalls in Neustrelitz lebte und dort in einer LPG beschäftigt war, unbekannten Aufenthalts. Woher sich Rohde und Hanslick kannten, ist nicht klar. Beide waren vorbestraft, Hintergründe dazu sind nicht bekannt.
Am 26. August 1973, gegen 16 Uhr, wurde durch das Fährschiff „Rügen“, das täglich zwischen Sassnitz und Trelleborg verkehrte, ein Faltboot kieloben treibend aufgebracht. Mit Sicherheit war es das Fluchtboot der beiden Männer, die vermutlich aus der Gegend um Sassnitz abgelandet waren. Im Bestand des Ministeriums des Innern findet sich in einem Protokoll des VPKA Neustrelitz vom 3. Oktober 1973 der Hinweis, dass beide ohne staatliche Erlaubnis auf dem Seeweg mittels Paddelboot nach Schweden gelangen wollten. Das Boot hatte Hanslick vermutlich von einem Arbeitskollegen gekauft. Von ihm selbst fehlte hingegen jede Spur. Das VPKA Neustrelitz ging im Oktober 1973 davon aus, dass er ebenfalls ertrunken sei. Erst am 2. August 1974, gut ein Jahr nach dem Fluchtversuch, wurde die Leiche von Diethelm Hanslick von der Besatzung eines Fischkutters beim Fischen im Schleppnetz geborgen. Die Fundstelle in der Ostsee auf Höhe Stubbenkammer war nahezu identisch mit der von Martin Rohdes Leiche. Diethelm Hanslick wäre am 28. August 1973 – wenige Tage nach dem Fluchtversuch der beiden – 27 Jahre alt geworden, Martin Rohde wurde nur 21 Jahre alt.