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Biografisches Handbuch

Max Müller

geboren am 10. Dezember 1902 in Sigmundsgrün (heute OT von Rehau) | erschossen am 5. Juli 1948 | bei Trojmezí (OT von Hranice u Aše)
Beim Diebstahl von Holz auf tschechoslowakischem Gebiet wurde Max Müller von einer Grenzstreife gestellt. Als der 45-Jährige einen der beiden Wachtmeister angriff, erschoss ihn dieser.

Max Müller lebte im Dreiländereck Bayern-Sachsen-Böhmen. Der Vater Michael Müller war Landwirt im böhmischen Friederseuth (Pastviny) und die Mutter Anna Elisabeth, geb. Friedel stammte aus dem benachbarten bayerischen Sigmundsgrün. Die Eltern heirateten am 30. November 1902 zwar in Friedersreuth, doch wurde Max Müller am 10. Dezember 1902 in Sigmundsgrün geboren, das heute ein Ortsteil von Rehau ist. Max Müller wuchs überwiegend in Friedersreuth auf und wurde dort Mühlenbesitzer. Nach der Zwangsaussiedlung aus der Tschechoslowakei 1946 wechselte er wieder auf die bayerische Seite und lebte in der Timpermühle, unmittelbar an der tschechoslowakischen Grenze, etwa einen Kilometer von Sigmundsgrün und drei Kilometer von Friedersreuth entfernt, das nun Pastviny hieß.
Am 5. Juli 1948 ging Max Müller mit einer weiteren Person über die Staatsgrenze auf die tschechoslowakische Seite, um dort Holz zu fällen. Als die Männer eine Kiefer gefällt hatten und nun die Äste abhackten, wurden sie um 17.05 Uhr fünf bis sechs Meter von der Grenze entfernt bei der heute nicht mehr existenten Einöde Wolfspohl durch eine tschechoslowakische Grenzwache entdeckt, die noch etwa 50 Meter entfernt war. Die Wachtmeister des Korps für Nationale Sicherheit (SNB) Miloslav Baloun und Karel Sobota vom Grenzposten Rossbach versuchten den sog. Holzdieben den Weg nach Bayern abzusperren. Dafür näherte sich Baloun den Männern entlang der Staatsgrenze. Sobota folgte ihm mit kleinem Abstand. Als sie sich bis auf 15 Meter genähert hatten, bemerkte der zweite Holzfäller Baloun. Er warnte Müller vor den Grenzern und machte sich sofort auf die Flucht über den nur wenige Meter entfernten Zinnbach (Lužní potok), der die Grenze zu Bayern bildete. Max Müller ging Baloun und Sobota aber mit der Axt in seiner Hand entgegen und soll dabei aufgeregt etwas auf Deutsch gesprochen haben, was diese nicht verstanden. Die SNB-Wachtmeister forderten ihn in Tschechisch und Deutsch auf stehenzubleiben und die Hände zu heben. Dann soll Müller seine Axt hochgehoben haben, um – wie später Baloun aussagte – diese aus einer Entfernung von ca. drei Metern auf den Wachtmeister zu werfen. Baloun gab sofort zwei Schüsse aus seiner Maschinenpistole auf Müller ab. Daraufhin warf Müller die Axt weg und flüchtete in Richtung Grenze. Von Baloun verfolgt, gelang es dem verletzten Müller über den Grenzbach zu kommen, wo er sich am bayerischen Ufer auf den Boden legte. Bei dem Versuch, vor den herannahenden Wachtmeistern zu flüchten, stürzte er jedoch in den Grenzbach. Mit dem herbeigeeilten Sobota zog Baloun Müller aus dem Bach auf die tschechoslowakische Seite, wo sie Schussverletzungen am rechten Ellbogen und am Bauch des Geborgenen feststellten.
Inzwischen waren bis zu 15 Personen an die bayerische Seite des Baches gekommen, eine Frau reichte ein Handtuch hinüber, damit die Wachtmeister die Bauchwunde verbinden konnten. Mit dem herbeigerufenen Karel Hartman, der ca. 300 Meter vom Tatort angeln war, trugen die beiden Grenzsoldaten den Schwerverletzten von der Grenze weg und ließen ihn mit einem Fuhrwerk nach Trojmezí (Gottmannsgrün) bringen. Von dort wurde der Grenzposten Rossbach informiert, ein Krankenwagen brachte den Verwundeten in das Krankenhaus nach Asch (Aš). Max Müller wurde dort um 19.35 Uhr mit hohem Blutverlust eingeliefert. Von 20.30 bis 21.00 Uhr wurde er operiert, um 22.45 Uhr erlag der 45-Jährige seinen Verletzungen. Bei der Obduktion wurden ein Bauchdurchschuss und ein Schusstreffer am rechten Ellbogen festgestellt.
Die SNB-Leitung rechtfertigte den Waffengebrauch mit der Gefährlichkeit Müllers, die Ermittlungen gegen Baloun wurden am 18. September 1948 ad acta gelegt. Miloslav Baloun avancierte zum Unteroffizier des Grenzschutzes. Weil er während des Prager Frühlings 1968 eine Resolution zur Unterstützung der regimekritischen Petition „2000 slov“ („2000 Wörter“) unterzeichnet hatte, wurde er 1973 aus dem Dienst entlassen.


Biografie von Max Müller, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/475-max-mueller/, Letzter Zugriff: 23.04.2024