Am 3. August 1974 gegen 9:45 Uhr wurde an der Steilküste bei Redewisch im Kreis Grevesmühlen eine männliche Wasserleiche circa 25 Meter von der Uferzone im Wasser treibend aufgefunden. Diese war mit Schwimmflossen, einem Schwimmring und einer acht Meter langen Leine ausgerüstet. Sie trug eine Badehose, in welcher sich ein Plastebeutel befand, der einen SVK-Ausweis, einen DRK-Ausweis, zwei Rezepte, eine Beurteilung des VEB Reglerwerk Dresden und das Schreiben einer Ärzteberatungskommission enthielt. Der hinzugerufene Arzt der Gerichtsmedizin Rostock stellte fest, dass der Tod durch Ertrinken gegen Mitternacht am 2. August 1974 eingetreten sei. Die in Schönberg durchgeführte Sektion ergab, dass zum Todeszeitpunkt eine leichte alkoholische Beeinflussung bestand. Wie sich aus den Akten der Volkspolizei rekonstruieren lässt, konnten die Ermittelnden die unbekannte Wasserleiche aufgrund der Dokumente zeitnah identifizieren. Es handelte sich um den aus Dresden stammenden Otto Michael Johannes Hartmann.
Michael Hartmann wurde am 19. Juni 1947 geboren und blieb Zeit seines Lebens in Dresden wohnhaft. Seine Eltern waren Stephanus Johannes Hartmann und Maria Margarete Hartmann, geborene Kriegel. Die beiden hatten am 11. Dezember 1937 in Dresden geheiratet. Zum Zeitpunkt der Geburt ihres Sohnes Michael lebten die Eltern in der Böhmischen Straße 14 in Dresden.
Zuletzt war Michael Hartmann beschäftigt beim VEB Drucktypen-Matrizen Dresden. Die Ermittlungen der Volkspolizei ergaben, dass Michael und seine Eltern zuletzt ein angespanntes Verhältnis gehabt hätten. Es sei häufiger zu Streitigkeiten gekommen, unter anderem, da seine Eltern ihn als „arbeitsscheu“ bezeichneten. Am 30. Juli 1974, wenige Tage bevor sein Leichnam gefunden wurde, verließ er die elterliche Wohnung, ohne Angaben darüber zu machen, wohin er geht. Aufgrund der gefundenen Fluchtmittel kann vermutet werden, dass Michael versucht hatte, die DDR schwimmend über den Seeweg zu verlassen und dabei tödlich verunglückte.