Beate Grunewald wurde am 18. Juli 1942 in Leipzig geboren und lebte auch dort. Sie hatte einen jüngeren Bruder. Bis zu ihrem Tod im Alter von 27 Jahren arbeitete sie als Telegrafistin im Hauptpostamt Leipzig. Sie war mit dem auch in Leipzig lebenden Dieter Nagel verlobt. Beide planten für den Herbst 1969 einen gemeinsamen Urlaub an der Ostsee in einem Bungalow des Fernmeldeamtes Leipzig.
Am 21. Oktober 1969 fuhren die beiden mit einem PKW nach Bad Doberan. Im Gepäck hatten sie unter anderem ein Faltboot für zwei Personen. Ihre Rückreise war für den 5. oder 6. Oktober geplant, doch sie kehrten nicht zurück.
Letztmalig gesehen wurden Beate Grunewald und Dieter Nagel am Mittwoch, den 2. November 1969, gegen Mittag in der Nähe der Ortschaft Klein-Boltenhagen. Zwei Tage darauf wurde im Strandgebiet von Dierhagen ein beschädigtes Faltboot an Land geschwemmt und gefunden. Anhand von darin gefundenen Gegenständen wurde festgestellt, dass dieses Dieter Nagel gehörte.
Zwischen Dierhagen und Wustrow entdeckten am frühen Morgen des 6. November 1969 zwei Spaziergänger eine weibliche Leiche. In einem späteren Brief an die ZERV vom 9. April 1994 berichtete einer von ihnen: „Gerade, als wir nachsehen wollten, ob sie Papiere bei sich hat, kam aus Richtung Dierhagen ein älterer, kleiner Mann (ca. 60 Jahre) mit einem Fahrrad dazu und forderte uns auf, von der Toten zurückzutreten“. Dieser ältere Herr soll sich als Mitarbeiter der Staatssicherheit ausgegeben haben und gab an, dass die Frau ertrunken sei, als sie mit einer weiteren Person mitten auf der Ostsee in einem kleinen Boot gewesen sei. Sie seien von Angehörigen der Grenztruppen aufgefordert worden, auf deren Schiff zu kommen, was sie wohl abgelehnt hätten. Aufgrund der bewegten See sei es dann zu dem tödlichen Unglück gekommen.
Die anfangs noch unbekannte weibliche Leiche wurde am folgenden Tag, dem 7. November 1969, in Rostock obduziert. Sie maß 165 cm, hatte mittellanges, braunes zu einem Pferdeschwanz gebundenes Haar und grau-blaue Augen. Sie war ungewöhnlich umfangreich gekleidet: Sie trug als oberste Schicht einen gummiartigen Regenmantel mit Gürtel, der durchgehend durch Knöpfe verschließbar war. Auf dem Kopf trug sie eine scheinbar selbstgefertigte kappenartige Bedeckung, die mit einem Reißverschluss am Hinterkopfbereich verschlossen war. Diese Kappe war so gefertigt, dass sie eng an Kopf und Hals anlag und nur den Gesichtsbereich offenließ. Unter einem Strickpullover, einer Steghose und ein paar Stiefeln trug sie vier Unterhosen, eine Bikini-Hose, zwei BHs, drei Unterröcke, einen Hüfthalter und zwei Paar Strümpfe. Direkt um den Leib hatte sie einen Kinderschwimmring geschnallt. Zudem trug sie als Schmuck zwei Ringe, eine Armbanduhr und ein Schmuckkettchen am Handgelenk. Die Obduzenten vermuteten das Alter der Person zwischen 20 und 25 Jahren und stellten bei ihr als Todesursache Ertrinken vor geschätzt weniger als einer Woche fest. Der Tod der unbekannten Frau wurde am 11. November 1969 im Sterberegister des Standesamtes Ribnitz-Damgarten eingetragen. Am 27. November 1969 folgte dann eine handschriftliche Ergänzung: „Die Verstorbene ist Beate Grunewald, wohnhaft in Leipzig […], geboren am 18. Juli 1942 in Leipzig. Sie war nicht verheiratet. Berichtigt auf Anordnung des Kreises Ribnitz-Damgarten.“
Beate Grunewalds Verschwinden wurde in Leipzig erst festgestellt, als sie nicht rechtzeitig aus dem Urlaub zurückgekehrt war. Durch ihre Stellung beim Hauptpostamt galt sie als Geheimnisträgerin und der lokale Abschnittsbevollmächtigte der Volkspolizei wurde über ihr Fehlen unterrichtet. Dieser informierte den Bruder von Beate Grunewald, welcher bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal von ihrem Urlaub wusste. Am Montag, den 10. November 1969, wurde der PKW von Dieter Nagel in einem kleinen Waldgebiet zwischen Heiligendamm und Wittenbeck gefunden. Ungefähr eine Woche später bekam der Bruder gegen 20:00 Uhr Besuch von zwei Mitarbeitern der Kriminalpolizei, die ihm mitteilten, dass seine Schwester an der Ostseeküste bei Dierhagen tot aufgefunden worden war. Konkret wurde es nicht angesprochen, doch man ließ durchblicken, dass sie fliehen wollte. Direkt am nächsten Tag fuhr der Bruder nach Rostock, wo er bei der dortigen Kriminalpolizei ihm vorgelegte Kleidungsstücke eindeutig als seiner Schwester zugehörig identifizierte. Ihm wurde auch das Faltboot gezeigt, das im hinteren Bereich vollkommen zerfetzt gewesen sein soll. Er vermutete, dass dieser Schaden durch Einschüsse verursacht worden war. Weitere persönliche Gegenstände oder Fotos seiner Schwester wurden ihm zur Identifizierung nicht vorgelegt. Ihm wurde mitgeteilt, dass sie auf dem Friedhof in Dierhagen beigesetzt worden war.
Eine weitere Woche darauf fuhr der Bruder nach Dierhagen und nahm Kontakt zu einer Mitarbeiterin des Friedhofs auf, mit der er vereinbarte, dass wenigstens ein Holzkreuz auf das Grab von Beate Grunewald gestellt werden sollte. Die Umstände um das tragische Schicksal des Paares Beate Grunewald und Dieter Nagel wurden erst nach dem Ende der DDR durch Mitteilungen und Nachforschungsersuchen von Zeitzeugen und Angehörigen näher durch die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV) untersucht. Angestoßen durch den Brief eines Zeitzeugen sowie Aussagen eines alten Schulfreundes hat die ZERV zwei unterschiedliche Untersuchungsvorgänge miteinander in Verbindung bringen können und weitergehend ermittelt, jedoch ohne Ergebnis.