In der Nacht vom 23. zum 24. Februar 1952 hielt sich der 35-jährige Edmund Korschin im Grenzbereich auf. Eine Streife des Zollgrenzdienstes griff ihn auf. Bei der Überführung zur Dienststelle und der Frage nach seinem Ausweis riss sich Edmund Korschin los und ergriff die Flucht. Die Zollbeamten gaben mehrere Schüsse ab, die Korschin jedoch nicht trafen.
In den Mittagsstunden des 24. Februar 1952 nahm eine Streife der Deutschen Grenzpolizei des Kommandos Buttlar Korschin auf DDR-Gebiet fest. Auf dem Weg zum Grenzkommando Pferdsdorf soll der Festgenommene nach Angaben der beiden Grenzpolizisten geäußert haben, er wolle zurück in seine Heimat Böhmen. Wenige Augenblicke später habe sich Korschin losgerissen und sei entlang eines Waldweges zurück in Richtung Grenze gelaufen. Den hinterhereilenden Volkspolizisten gelang es nicht, ihn einzuholen. Sie riefen ihm mehrmals zu, er solle stehenbleiben und gaben vier Warnschüsse ab, bevor ein Verfolger gezielt schoss. Korschin blieb abrupt stehen und setzte sich an den Wegesrand. Die Volkspolizisten stellten fest, dass ihn ein Streifschuss an der linken Hüfte verletzt hatte. Eine erste Hilfeleistung durch die Grenzer soll Korschin verweigert haben. Nach kurzer Zeit sprang er wieder auf und lief erneut in Richtung Grenze. Die Volkspolizisten nahmen abermals die Verfolgung auf. Trotz Halt-Rufen und einem weiteren Warnschuss setzte Edmund Korschin seine Flucht fort. Er befand sich mittlerweile etwa 100 Meter von der Demarkationslinie entfernt, als ihn ein gezielter Schuss traf und schwer verletzte. Die Grenzpolizisten leisteten nun Erste Hilfe und verbanden die Schussverletzung in der Bauchgegend notdürftig. Im Krankenhaus Vacha stellten die Ärzte bei Korschin eine schwere Darmverletzung fest. Nach einer Notoperation bestanden für Edmund Korschin nach Meinung der Ärzte Überlebenschancen.
Edmund Korschin kam 1916 im österreich-ungarischen Augeszd (heute: Újezd, Tschechien) zur Welt. Der gläubige Katholik lebte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Michelsrombach, einer kleinen beschaulichen Gemeinde im hessischen Landkreis Fulda. Er verdiente dort als Sattler für sich, seine Frau und die gemeinsamen beiden Kinder den Lebensunterhalt. Am Tag des Zwischenfalls wollte Edmund Korschin eigentlich seine Eltern besuchen. Deren Wohnort Neukirchen, nordwestlich von Michelsrombach gelegen, konnte er mit dem Rad in etwa zwei Stunden erreichen. Mit einem Damenfahrrad machte er sich auf den Weg. Da er bei seinen Eltern auch manchmal übernachtete, wunderte sich seine Ehefrau zunächst nicht sonderlich, dass er am Abend nicht zu Hause eintraf. Nachdem sie ein Polizeibeamter über den Grenzzwischenfall informierte, machte sie sich auf den Weg in das Krankenhaus nach Vacha, um ihren Mann zu besuchen. Es sollte ihre letzte Begegnung sein. Edmund Korschin erkundigte sich nach den beiden Kindern. Auf die Frage seiner Frau, was denn eigentlich passiert sei, entgegnete er nur, dass ein junger Kerl auf ihn geschossen habe. Eine Woche nach dem Vorfall, am 3. März 1952, starb Edmund Korschin im Krankenhaus. Das DDR-Grenzkommando Oechsen bezeichnete in einer Stellungnahme zu dem Grenzzwischenfall die gezielten Schüsse auf Korschin als „rechtmäßig“. Am 6. März 1952 wurde Edmund Korschins Leiche ins hessische Michelsrombach überführt.
Die in den 1990er Jahren wegen des Todesfalls aufgenommenen kriminalpolizeilichen Ermittlungen erbrachten einige Anhaltspunkte für das Verhalten Korschins bei seiner Festnahme. Edmund Korschin kehrte nach dem Krieg aus einer kurzen amerikanischen Gefangenschaft in seine Heimat zurück. In Babitz (Sudetenland) nahmen ihn sowjetische Soldaten fest. Nach einigen Wochen in sowjetischem Gewahrsam kam er wieder frei. Fortan trieb ihn die Angst um, die Sudetendeutschen könnten nach Sibirien verschleppt werden. Auch nach dem Neuanfang in Osthessen liess ihn die Erinnerung an Gefangenschaft und Einkerkerung nicht los. Die traumatischen Gefangenschafts- und Hafterlebnisse erklären möglicherweise Korschins Fluchtversuch nach seiner Festnahme durch DDR-Grenzpolizisten. Aus Angst vor einem erneuten Freiheitentzug geriet er in Panik und versuchte, sich der Festnahme zu entziehen. Vermutlich hatte sich Edmund Korschin auf dem Weg zu seinen Eltern aus Versehen ins Grenzgebiet verirrt und nicht absichtlich die Demarkationslinie überquert.