Anton Frank wurde am 14. Dezember 1941 in der rumänischen Hauptstadt Bukarest geboren. Seine Vorfahren waren im 19. Jahrhundert nach Rumänien eingewanderte „Donauschwaben“. Im Zweiten Weltkrieg stand das Königreich Rumänien unter der Militärdiktatur von Marschall Ion Antonescu an der Seite des Deutschen Reiches. Am 23. August 1944 gab es unter Führung des rumänischen Königs Michael I. jedoch einen Umsturz. Der Staatsstreich beendete die Militärdiktatur in Rumänien und die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland, bevor die Rote Armee am 31. August 1944 in Bukarest einmarschierte. Nachdem Rumänien dem Dritten Reich den Krieg erklärt hatte, flohen viele Deutsche Richtung Westen, vor allem ins Reichsgebiet, so auch die Familie Frank, die schließlich 1945 in dem kleinen Dorf Durchwehna, etwa 40 km nordöstlich von Leipzig, ihre neue Heimat fand.
Über die Kindheit und Jugend von Anton Frank ist wenig bekannt. Sicher ist nur, dass er eigentlich Apotheker werden wollte, aber 1967 als Bauingenieur sein Studium abschloss. Danach war er im Leipziger Industriemontagewerk im Bereich Betriebsmittelkonstruktion beschäftigt. Sein Kollege Gerhard M., der dort die Gruppe Betriebsmittelkonstruktion leitete, bezeichnete Frank später in einem Zeitungsinterview als einen ruhigen, unauffälligen Kollegen, der seine Arbeit gewissenhaft ausführte und sich aus politischen Debatten weitestgehend heraushielt. Franks Schwester Maria beschreibt ihn als einen weltoffenen Menschen, der unter der politischen und gesellschaftlichen Enge in der DDR litt, Ansichtskarten aus London sammelte und am liebsten in Großbritannien oder den USA leben würde.
Seinem ehemaligen Kollegen Heinz H. zufolge, reiste Anton Frank häufiger in sein Geburtsland Rumänien. Auch ein Jahr vor seiner Flucht wollte er seinen Urlaub dort verbringen. Er sei jedoch krank geworden und kehrte wegen des vergessenen Sozialversicherungsausweises bereits nach einigen Tagen in die DDR zurück. Eigentlich wollte Frank auch 1970 nach Rumänien fahren, um Verwandte zu besuchen. Wann er seine Reise antrat und ob er in Rumänien tatsächlich Verwandte besuchen wollte oder bereits mit der Absicht zu flüchten dorthin reiste, um sich nach einem Fluchtweg über Bulgarien in Richtung Westen umzusehen, ist ebenso unbekannt geblieben wie das eigentliche Fluchtgeschehen. Sicher ist nur, dass Anton Frank am 21. September 1970 aus der rumänischen Stadt Giurgiu über den Kontroll-Passierpunkt (KPP) Russe nach Bulgarien einreiste und am 2. Oktober 1970 auf dem gleichen Weg wieder zurückkehrte. Die sogenannte Giurgiu-Russe-Freundschaftsbrücke war im Jahre 1954 eingeweiht worden und bis Anfang der 1990er Jahre die einzige Verbindung zwischen Rumänien (SRR) und Bulgarien (VRB) über die Donau.
Neun Tage später, am frühen Abend des 11. Oktober 1970, entdeckten bulgarische Fischer aus dem Dorf Zlaten Rog, im Bezirk Vidin gelegen, eine Leiche in der Donau. Aufgrund der bald hereinbrechenden Dunkelheit konnte die Suche jedoch erst am Morgen des darauffolgenden Tages aufgenommen werden. Die Wasserleiche konnte schnell als Anton Frank identifiziert werden, da er in zwei ledernen Brustbeuteln seinen Personalausweis, Reisedokumente, und seine Fahrerlaubnis bei sich führte. Außerdem fand man bei ihm etwa 600 DDR-Mark. Der Tote trug einen enganliegenden schwarzen leichten Pullover, eine blaue Leinenhose und Leinenturnschuhe. Die Obduktion ergab Ertrinken als Todesursache.
Nach Einschätzung der Sachverständigen ist Anton Frank etwa 3 bis 7 Tage vor seinem Auffinden ertrunken. Da der Leichnam in dieser Zeit etwa 300 bis 350 km stromabwärts getrieben ist, kann mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass er im Gebiet des “Eisernen Tores” die Donaugrenze zu Jugoslawien überqueren wollte. Das “Eiserne Tor” ist ein Durchbruchstal an der Kataraktenstrecke des Flusses zwischen Rumänien und der damaligen jugoslawischen Sozialistischen Republik Serbien. Die Kataraktenstrecke der Donau war bis zur Fertigstellung der Staudämme Djerdap I und Djerdap II im Jahr 1972 wegen ihrer Stromschnellen und Felsenbänke für durchfahrende Schiffe eine Herausforderung.
Die bulgarischen Sicherheitsorgane informierten am 12. Oktober 1970 den Leiter der Konsularabteilung bei der Botschaft der DDR in Sofia, Fritz Voss, über den Fund der Leiche von Anton Frank. Damit leiteten sie die vermeintlich notwendigen Schritte ein, so Voss in einem Aktenvermerk vom 23. Oktober. Bereits am 14. Oktober um 11:30 Uhr wurde der Leichnam Anton Franks „aus gesundheitshygienischen Gründen“ auf dem Friedhof in Zlaten Rog begraben. Einen Tag nach der Beerdigung machte sich Voss selbst auf den Weg nach Vidin. Da er jedoch erst spät am Abend dort eintraf, verabredete er sich für den nächsten Tag mit dem Leiter der Milizdienststelle des Bezirks Vidin, Oberst Stojanow, und zwei Mitarbeitern der Untersuchungsbehörde, um die Grabstelle aufzusuchen. „Auf dem Grabhügel wurde ein hölzerner Obelisk von etwas über 1 m Höhe errichtet, an dessen Spitze sich ein 5-zackiger Stern befindet. Der Obelisk trägt in lateinischen Buchstaben die Inschrift Anton Frank und das Beisetzungsdatum 14.10.1970“, notierte Voss.
Am 19. November 1970 übergab das Innenministerium Bulgariens die Untersuchungsunterlagen und Befunde einschließlich der bei Anton Frank gefundenen Personaldokumente und Geldmittel an die Operativgruppe des DDR-Staatssicherheitsdienstes in Bulgarien. Ein MfS-Mann liefert Franks Hinterlassenschaft einen Tag später in der Konsularabteilung der DDR-Botschaft Sofia ab.
Anton Franks Schwester, Maria, damals als Krankenschwester in der Kreisstadt Eilenburg unweit von Leipzig beschäftigt, wurde von Mitarbeitern der Staatssicherheit an ihrem Arbeitsplatz aufgesucht und mit den Worten, „ihr Bruder ist nicht mehr unter den Lebenden“, über den Tod ihres Bruders unterrichtet. Gemeinsam mit ihrer Mutter reiste sie sofort nach Bulgarien. Beide waren erschüttert darüber, dass der Leichnam dort bereits beigesetzt war. Maria Frank erinnerte sich 2010 im Zeitzeugeninterview mit Stefan Appelius daran, dass ihre Mutter unbedingt mit dem zuständigen Arzt im Krankenhaus von Zlaten Rog sprechen wollte. Der habe behauptet, „dass Anton schon tot gewesen sei, als man ihn in die Donau geworfen habe. Und er sagte auch, dass die Leiche meines Bruders Würgemale aufgewiesen habe.“ Als Maria Frank mit ihrer Mutter die Botschaft der DDR in Sofia aufsuchte, um mehr zu erfahren, sei ihre Mutter vom Leiter der Konsularabteilung, Fritz Voss, mit Vorwürfen überschüttet worden, was das denn für ein Sohn sei, den sie da erzogen habe. Dann habe Voss sie und ihre Mutter kurzerhand aus dem Konsulat verwiesen.
Ob Anton Frank tatsächlich bei einem Fluchtversuch durch die Donau ertrunken ist oder vielleicht doch zuvor auf andere Weise zu Tode kam, konnte nie abschließend geklärt werden. Werner B., ein ehemaliger Kollege von Anton Frank, berichtet gegenüber der Leipziger Volkszeitung, dass es offiziell hieß, Anton Frank sei beim Baden oder Schwimmen ertrunken. Unter seinen Arbeitskollegen herrschte jedoch die Meinung vor, dass er beim Versuch, über die Grenze zu flüchten, erschossen wurde. Unter Verwandten kursierte das Gerücht, er sei bei dem Versuch, mit zwei Mitflüchtlingen in einem Boot die Donau zu überqueren erschossen worden. Im Obduktionsbericht heißt es, dass Franks Leichnam keine Hieb-, Stich- oder sonstigen äußeren Verletzungen aufwies und der Tod durch Ertrinken eintrat. Doch über den genauen Ablauf des Geschehens enthalten die überlieferten Dokumente aus der DDR und Rumänien keine weiteren Angaben.