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Biografisches Handbuch

Uwe Joachim

geboren am 7. Juni 1959 in Meißen | vermutlich in der Nacht vom 30. zum 31. Juli 1987 ertrunken | Ort des Vorfalls: Ostseeküste bei Boltenhagen
Der 28-jährige Uwe Joachim aus Coswig wollte aus der DDR fliehen und versuchte im Juli 1987 schwimmend, nur bekleidet mit einer Badehose, von der Ostseeküste nahe Boltenhagen aus, den Westen zu erreichen. Seine Leiche wurde am 14. August 1987 am Strand von Elmenhorst gefunden.

Am 14. August 1987 fanden Angehörige der Grenztruppen nahe des Ostseebads Boltenhagen, am Strand von Elmenhorst, eine männliche Wasserleiche. Sie war bekleidet mit einer Badehose. Dennoch wurde schnell klar, dass es sich hier nicht um einen Badeunfall, sondern um einen gescheiterten Fluchtversuch mit Todesfolge handelte.

In der Badehose befand sich eine Plastikhülle mit persönlichen Unterlagen, wie Personalausweis, Führerschein und Nothilfepass. Alle Papiere waren ausgestellt auf den Namen Walter Uwe Joachim, geboren am 7. Juni 1959 in Meißen. Joachim war gelernter Kellner. Nach seiner Lehre absolvierte er Anfang der 1980er Jahre ein Studium zum Ökonomen der Gastronomie in Leipzig. Im Anschluss lebte er mit seiner Familie – er war verheiratet und hatte zwei kleine Söhne – in Coswig, einige Kilometer südöstlich seiner sächsischen Geburtsstadt gelegen. Beschäftigt war Uwe Joachim seit 1985 in Radebeul, das wiederum nur einige Kilometer südöstlich von Coswig lag. Hier arbeitete er als Küchenleiter im VEB Polygraph Druckmaschinenwerk Planeta, dem größten Druckmaschinenhersteller der DDR mit über 5.000 Beschäftigten. Diese Tätigkeit hat ihn aber nicht zufriedengestellt. Eine Stelle in der Gastronomie auf einem Handelsschiff der DDR wäre ihm lieber gewesen; seine Bewerbung wurde aber abgelehnt. Seit 1987 gab es wegen dieser Unzufriedenheit häufig familiäre Streitereien. Uwe Joachim wollte die DDR verlassen. Im Sommer hörte er von Gerüchten, mehrere Personen wären über das Wasser geschwommen und von westlichen Schiffen aufgenommen worden.

Scheinbar hat ihn dies dazu bewogen, einen ähnlichen Versuch zu wagen: Am 29. Juli 1987 verließ Joachim morgens um 6 Uhr sein Zuhause. Seiner Frau erzählte er, sie solle sich keine Sorgen machen, wenn er später zurückkäme, es stünde eine Betriebsfahrt an. Stattdessen begab er sich jedoch alleine mit dem Moped an die mecklenburgische Ostseeküste nach Boltenhagen. Teile seiner Bekleidung wurden am 30. Juli am Strand im Raum von Redewisch entdeckt. Tags darauf wurden weiter östlich, im Strandbereich von Groß Schwansee, weitere Gegenstände (ein Pullover und Fischbüchsen) aufgefunden, die sich Uwe Joachim zuordnen ließen. Von hier aus hat er sich vermutlich ins Wasser begeben, um über die Ostsee in den Westen zu schwimmen. Dass ihm dies nicht geglückt war, wurde zur Gewissheit, als am 14. August 1987 seine Leiche am Strandabschnitt von Elmenhorst gefunden wurde. Uwe Joachim wurde auf dem Friedhof in Coswig beigesetzt.


Biografie von Uwe Joachim, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/397-uwe-joachim/, Letzter Zugriff: 29.03.2024