Am Abend des 23. Dezember 1967 fahndeten sowjetische und deutsche Sicherheitskräfte nach zwei desertierten Angehörigen der Sowjetarmee. Die beiden 21-jährigen Soldaten, Untersergeant Wladimir K. und Walerie Wladimirowitsch D. waren am 22. Dezember gegen 3 Uhr mit einem Geländewagen (GAS 69) schwer bewaffnet aus der Kaserne der 47. Panzerdivision in Hillersleben (Sachsen-Anhalt) desertiert. In dem Fahrzeug befanden sich 17 aus der Waffenkammer entwendete Pistolen, ein Maschinengewehr und eine Kiste Munition. Bei ihrem Ausbruch aus dem Kasernengelände erschossen die beiden Deserteure einen Leutnant. Nach der Entdeckung des Fluchtfahrzeugs in Salzwedel erklärte die Volkspolizei das Kreisgebiet zum Fahndungsschwerpunkt. Das Kommando der Grenztruppen löste Alarmbereitschaft im nahe gelegenen Grenzgebiet aus, da man einen Durchbruch der Fahnenflüchtigen in die Bundesrepublik erwartete.
Am 23. Dezember 1967 gegen 21 Uhr erkundigten sich zwei sowjetische Zivilisten bei dem Postangestellten Kurt B. nach einer Gaststätte. Er wies ihnen den Weg zur Sportlerkneipe „Flora” und alarmierte, da er Verdacht geschöpft hatte, sofort die Volkspolizei. Ein Oberleutnant der Sowjetarmee und zwei Volkspolizisten fuhren daraufhin zum Lokal, ein Schützenpanzerwagen sollte ihnen folgen.
In dem Lokal, das zum Sportplatz der BSG Motor Salzwedel gehörte, befanden sich an diesem Vorweihnachtsabend nur sechs bis acht Gäste. Neben dem Gastwirt war hier auch Kurt Wilhelm Heinrich Schwerin beschäftigt, der abends als „Rausschmeißer” für Ordnung sorgte. Der ledige Maurer arbeitete bei der Reichsbahn-Hochbaumeisterei in Salzwedel und wohnte nur wenige Meter vom Sportplatz entfernt. Wegen eines Fluchtversuchs aus der DDR und Körperverletzung war er vorbestraft. Vermutlich verstummten die Gespräche, als zwei Fremde das Lokal betraten und in gebrochenem Deutsch ihre Bestellung aufgaben. Waren es etwa die gesuchten Deserteure? Als dann plötzlich die beiden Volkspolizisten und der sowjetische Oberleutnant in der Tür standen, ging alles ganz schnell. Einer der beiden jungen Burschen sprang sofort auf und flüchtete durch den Hinterausgang, während der andere das Feuer aus einer Pistole eröffnete. Bei dem Schusswechsel mit dem sowjetischen Oberleutnant erlitt dieser einen Brustdurchschuss. Auch der Gastwirt brach, von einer Kugel im Beckenbereich getroffen, schwer verletzt zusammen. Der Schütze stürzte danach ebenfalls zum Hinterausgang. Dazu musste er zunächst durch das Versammlungszimmer des Lokals. Kurt Schwerin, der die Flucht des Deserteurs verhindern wollte, folgte ihm und betrat den lichtlosen Raum. Der Geflüchtete, der im Dunkeln nach der Hintertür suchte, feuerte auf Kurt Schwerin und traf ihn tödlich in den Kopf. Anschließend entkam der Schütze.
Am 25. Dezember 1967 spürten Sicherheitskräfte die beiden Deserteure gegen 11.30 Uhr in einer Scheune bei Klein Gartz, nur zwölf Kilometer von der Grenze entfernt, auf und nahmen sie fest, ohne dass es zu einem weiteren Schusswechsel kam. An diesem Tag wäre Kurt Schwerin 26 Jahre alt geworden. Der sowjetische Generalmajor Putejew und der Vorsitzende des Rates des Kreises kondolierten Schwerins Familie. Seine Beisetzung erfolgte am 29. Dezember auf dem Neustädter Friedhof in Salzwedel.