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Biografisches Handbuch

Fritz Porschel

geboren am 17. Januar 1933 | von Fluchtwilligen erschlagen am 21. Oktober 1977 | Ort des Zwischenfalls: Gößnitz, Park der Freundschaft
Drei Fluchtwillige schlugen den Abschnittsbevollmächtigten der Volkspolizei Fritz Porschel in einem Park nieder, um sich seine Waffe zu verschaffen. Anschließend schleiften sie den Leblosen bis zum Ufer der Pleiße und stießen ihn ins Wasser. Seine Leiche wurde am nächsten Morgen geborgen.

Der Abschnittsbevollmächtigte (ABV) der Volkspolizei Fritz Porschel lebte mit seiner Ehefrau und drei Kindern im thüringischen Gößnitz. Er gehörte seit 1951 der Volkspolizei an, zuletzt im Rang eines Unterleutnants und war seit 1958 SED-Mitglied. Als der 44-Jährige am Abend des 21. Oktober 1977 sein Haus verließ, um den Streifendienst in Gößnitz anzutreten, begegnete er drei Männern, die ihn auf eine Schlägerei im „Park der Freundschaft“ hinwiesen. Dort angekommen, konnte er keine Tätlichkeiten feststellen und setzte seinen Streifenweg fort. Er bemerkte nicht, dass ihm die drei Männer dabei folgten.

Bei ihnen handelte es sich um den wegen Körperverletzung vorbestraften 24-jährigen Straßenbauer Reiner S. aus Gößnitz, den ebenfalls wegen Körperverletzung vorbestraften 26 Jahre alten Maurer Ernst. R. aus Podelwitz und den 21-jährigen Viehpfleger Steffen S. aus Tautenhain. Zuvor hatten die drei Männer bei einem Umtrunk mit dem 19-jährigen Maurer Henry L. verabredet, gemeinsam aus der DDR zu flüchten. Sie wollten, wie das MfS später meinte, „durch Sendungen des Westfernsehens und Rundfunks über Geiselnahmen angeregt“, entweder ein Flugzeug entführen oder einen Durchbruch an der innerdeutschen Grenze versuchen. Dafür planten sie, den ABV Fritz Porschel zu töten, um sich seine Pistole samt Munition zu verschaffen. Henry L. zog sich kurz vor der Ausführung des Planes von dem Vorhaben zurück. Die drei anderen lockten Porschel gegen 20.30 Uhr mit dem Hinweis auf eine Schlägerei in den Park. Da dieser aber noch zu bevölkert war, stellten sie ihren Plan vorerst zurück. Als Porschel gegen 22.45 Uhr auf seinem Streifengang erneut den Park betrat, schlugen sie ihn mit Zaunlatten nieder und würgten ihn, bis er das Bewusstsein verlor. Mit dem Pistolengriff schlug Reiner S. mehrfach auf die Schläfe Porschels ein. Der bereits Bewusstlose erlitt dadurch Trümmerbrüche und Hirnverletzungen, die zu seinem Tod führten. Anschließend schleiften die drei Männer den Leblosen an den Füßen bis zum Ufer der Pleiße und stießen ihn ins Wasser.

Am nächsten Morgen entdeckte eine Passantin gegen 7.00 Uhr Porschels Leiche in der Pleiße. Aufgrund der Kopfverletzungen, der fehlenden Kartentasche sowie der fehlenden Dienstpistole erhärtete sich rasch die Vermutung eines Tötungsverbrechens. Die Volkspolizei und das MfS konnten nach nur kurzer Fahndung noch zur Mittagszeit des 22. Oktober 1977 die Täter ermitteln und festnehmen. Sie hatten sich zunächst in ihre Wohnungen zurück begeben und ihr Fluchtvorhaben noch nicht umgesetzt. Die Waffe befand sich im Besitz von Reiner S. Gegen die drei Tatbeteiligten eröffnete die Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren wegen Terror im besonders schweren Fall, Mord, unbefugten Waffen- und Sprengmittelbesitzes sowie versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts. Auch Henry L. wurde unter dem Vorwurf des Terrors und des versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts inhaftiert.


Biografie von Fritz Porschel, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/386-fritz-porschel/, Letzter Zugriff: 19.04.2024