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Biografisches Handbuch

Christian Theurich

geboren am 15. April 1937 in Oberoderwitz | Suizid am 10. November 1978 | Ort des Zwischenfalls: Waldstück bei Plauen
Nach Kritik an seiner Dienstausführung, seinem mangelnden Durchsetzungsvermögen sowie der „Nachsicht und Gutmütigkeit gegenüber Unterstellten” erschoss sich Major Theurich auf dem Weg zu einer Alarmübung.

Christian Theurich war ein altgedienter Major der Grenztruppen. Bereits 1955, mit 18 Jahren, trat er in den Dienst der DDR-Grenzpolizei und wurde 1961 von der NVA übernommen. Sein Einsatzort war die Offiziershochschule der Grenztruppen „Rosa Luxemburg” in Plauen. Er wohnte im zwölf Kilometer entfernten Ort Rodau, war verheiratet und hatte drei Kinder.

Seine Dienststellung als militärischer Ausbilder umfasste die Verantwortung für Abläufe und Zwischenfälle in seiner Ausbildungsgruppe. Als sich am 14. Oktober 1978 in seinem Zug während einer Alarmübung schwerwiegende Fehler zeigten, setzte ihm die diesbezüglich geäußerte Kritik sehr zu. Seine Vorgesetzten meinten, er nehme seinen Dienst zwar sehr ernst, verfüge aber über zu wenig Durchsetzungsvermögen. Seine „Nachsicht und Gutmütigkeit gegenüber Unterstellten” seien „über Gebühr” ausgeprägt. Es fiel auf, dass Theurich seit diesem Vorfall wenig aß, nervös war oder wiederum vor sich hinstarrte, wofür er von ihm unterstellten Militärangehörigen belächelt wurde.

Am 9. November 1978 musste der 41-Jährige erneut Kritik einstecken. Auf einer FDJ-Versammlung wurde er für Mängel in der Dienstplanung getadelt. Dann fuhr er nach Hause; sein Sohn, der ebenfalls eine militärische Laufbahn eingeschlagen hatte, war zu Besuch. Am nächsten Morgen um 5.30 Uhr benachrichtigte ihn der Abschnittsbevollmächtigte der Polizei, dass an der Offiziershochschule Alarm ausgelöst worden sei. Christian Theurich sei, stellte der Militärstaatsanwalt später fest, aufgeregt und in ungewöhnlicher Hektik in seinen Trabant gestiegen, um nach Plauen zu fahren. Wahrscheinlich habe er befürchtet, erneut wegen mangelnder Führungskompetenz in die Kritik zu geraten, denn ein Teil seiner Soldaten hatte zuvor einen Polterabend gefeiert und war noch nicht einsatzfähig. Auf dem Weg zur Offiziershochschule parkte er sein Auto in der Nähe eines Waldweges, ging in den Wald hinein und erschoss sich dort mit seiner Dienstpistole.


Biografie von Christian Theurich, Biografisches Handbuch "Eiserner Vorhang" https://todesopfer.eiserner-vorhang.de/article/378-christian-theurich/, Letzter Zugriff: 21.11.2024